Die malerische Stadt Chefchaouen liegt im nordwestlichen Rif-Gebirge. Ihr Name ist vom Berberwort für „Hörner“ abgeleitet und bezieht sich auf die zwei markanten Bergspitzen, die von der Stadt aus zu sehen sind. Bei einem gemütlichen Bummel durch die engen Gassen mit den blaugetünchten Häusern schaue ich mir die Altstadt einmal genauer an.
Die blaue Farbe soll vor dem Bösen Blick schützen. Der Glaube daran ist im Orient allgemein und auch in Marokko noch weit verbreitet. Es ist ein Volksglaube, der besagt, dass durch den Blick eines Menschen, der über magische Kräfte verfügt, einem anderen Menschen Unheil zugefügt werden kann.
Chefchaouen wurde im 15. Jahrhundert von Moulay Ali ibn Rachid, einem Nachkommen des Propheten Mohammed, gegründet und galt über Jahrhunderte als heilige Stadt, die Nichtmuslimen unter Androhung der Todesstrafe versperrt war. Dies hat dazu beigetragen, dass sie in ihrer mittelalterlichen Architektur weitgehend erhalten blieb. Die Stadt ist noch immer auf traditionelle Weise in Viertel mit jeweils vier Moscheen, vier Hammams und vier Medersas (Koranschulen) eingeteilt.
Die kleine Stadt im Rif-Gebirge ist auch als „Kifferstädtchen“ bekannt, denn obwohl Cannabis in Marokko offiziell verboten ist, gehört der Genuss in Chefchaouen zum Alltag. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel am Place Uta el Hammam, wo sich kleine Cafés und Restaurants mit Räumen für Haschischraucher im Obergeschoss aneinanderreihen. Hier kann man sich auf den Dachterrassen vom Trubel der Souks erholen und im nostalgischen Hippie-Flair einen Thé à la Menthe genießen.
Auch ich trinke hier einen marokkanischen Minztee und bestelle mir außerdem noch ein leckeres Berber-Omelette mit frischem Koriander und Kreuzkümmel. Dazu gibt es ein Stück Fladenbrot und einen frischgepressten Orangensaft.
Von den Café- und Restaurantterrassen am Place Uta el Hammam eröffnet sich ein toller Blick auf die imposante aus Stampflehm erbaute Kasbah und die Große Moschee mit ihrem schönen Minarett auf der gegenüberliegenden Seite.
In der Kasbah gibt es einen Garten mit Palmen, Feigen und Blumen sowie ein kleines Museum mit alten Fotos, traditionellen Musikinstrumenten und Kunsthandwerk. Nachdem ich mein Omelette verputzt habe, raffe ich mich wieder auf und weiter geht es durch die schöne Medina.
Blaue Häuser, blaue Türen, blaue Fensterläden – alles, einfach alles ist blau! Als ich durch das Labyrinth aus engen Gassen schlendere, fühle ich mich wie in einem Swimmingpool, aus dem man das Wasser herausgelassen hat. Still ist es,
nur entfernt höre ich die monotone Stimme des Muezzin, der die Muslime zum Gebet ruft. In der Medina herrscht ein ungewöhnliches Licht, das von den blauen Hauswänden reflektiert wird und der heiligen Stadt ein ruhiges, geheimnisvolles Flair verleiht.
In den Werkstätten wird noch nach jahrhundertealten Mustern gewebt. Im kleinen Musée Artisanal sind Wollteppiche
und bemalte Holzarbeiten ausgestellt. Die Geschäfte in den Souks verkaufen neben allerlei Hippie-Krimskrams auch marokkanisches Kunstgewerbe, darunter den schönen handgewebten Stoff, für den die Stadt bekannt ist.
Am Ende meines Rundganges erreiche ich wieder den Place Uta el Hammam. Ich mache es mir erneut auf einer der vielen Dachterrassen gemütlich, gönne mir zum krönenden Abschluss einen starken Café Nous-Nous und beobachte von der Aussichtsterrasse das bunte, aber entspannte Treiben.
Tipps & Infos
Gute Souk-Tage sind Montag und Donnerstag. In der Medina gibt es sehr viele schöne Cafés und Restaurants.
Ich habe mein Omelette im schönen Sindibad Café-Restaurant gegessen und später noch etwas im Nous Nous Café getrunken.
Von der Medina ist es nicht sehr weit zum Fluss Ras el Ma, der die Gärten von Chefchaouen bewässert und im Sommer zu einem kurzen Bad einlädt.
Rund um Chefchaouen gibt es viele schöne Wanderwege. Besonders lohnend ist eine etwa halbstündige Wanderung zur Bouzâafar-Moschee, die hoch über der Stadt thront. Von hier hat man einen schönen Blick auf die „Blaue Stadt“.
In Chefchaouen finden rund ums Jahr bedeutende Moussems (religiöse Feste zu Ehren eines Heiligen mit Tanz, Musik und orientalischen Köstlichkeiten) statt, darunter das von Moulay Abdessalam ben Mchich im Mai.
Warst du auch schon einmal in Chefchaouen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Hinweis: Meine Marokko-Rundreise war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.
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