Endlose Sanddünen, grüne Palmenoasen und wuselige Märkte mit orientalischen Gewürzen, bunten Stoffen und Laternen – ein Trip durch Marokko stand schon lange auf meiner Reise-Wunschliste. Jetzt sollte es endlich soweit sein! Während meiner Planung und Recherche im Internet bin ich zufällig auf eine zweiwöchige Marokko-Rundreise von Rotel Tours gestoßen. Eigentlich plane ich meine Reisen ja lieber selbst und individuell, aber die angebotene Rundreise hat mich einfach nicht mehr losgelassen und so habe ich kurzerhand gebucht.

Der Reiseverlauf durch Marokko

Wer oder was ist Rotel Tours?

Rotel Tours ist ein Reiseunternehmen aus Tittling in der Nähe von Passau und bietet nun schon seit mehr als siebzig Jahren weltweit Studien- und Expeditionsreisen in speziellen Reisebussen an. Der Unterschied zu anderen Busreisen ist, dass man unterwegs nicht in einem Hotel übernachtet, sondern in kleinen Schlafkabinen die sich je nach Reise und Gebiet direkt im hinteren Teil des Busses oder in einem separaten Anhänger befinden.

Insgesamt gibt es je nach Bus zwischen 20 und 36 Schlafkabinen, von denen immer drei Kabinen übereinanderliegen.
In die Unterste muss man hineinkrabbeln, die Mittlere ist am einfachsten zu nutzen – man muss sich nur hineinsetzen -,
zur Obersten muss man hinaufklettern. Die Einzelkabinen sind jeweils zwei Meter lang, siebzig Zentimeter breit und siebzig Zentimeter hoch. In jeder liegt eine Matratze und Bettzeug, es gibt ein kleines Fenster, eine Leselampe und am Fußende einen Vorhang zum Verschließen. Nimmt man die Trennwand heraus können zwei Einzelkabinen auch zu einer großen Doppelkabine umfunktioniert werden.

Übernachtet wird in der Regel auf Campingplätzen oder in der Nähe von kleine Hotels oder Lodges. Manchmal sogar in freier Natur. Das große Gepäck wird im Kofferraum des Busses verstaut und nur alle drei Tage herausgeholt. Für die Zeit
bis zur nächsten Ausgabe packt man sich eine kleine 3-Tages-Tasche, die tagsüber in der Kabine untergebracht wird.
Neben einem Fahrer, der auch gleichzeitig als Koch fungiert, betreut ein Reiseleiter die Gruppe. Frühstück und Abendessen sind inklusive und werden in der Rotelküche zubereitet, die sich im hinteren Teil des Busses befindet und zum Kochen aufgeklappt werden muss. Die Gäste helfen bei den Vorbereitungen, schnippeln Gemüse und waschen nach dem Essen das Geschirr ab. Außerdem helfen sie beim Aufbau der Schlafkabinen und stellen Tische und Bänke auf.

Der Rotel-Bus

1. Tag: Frankfurt am Main bis Marbella

Mit einem lauten Knall fällt die Haustür hinter mir ins Schloss. Es ist kalt und regnet in Strömen, doch das macht mir überhaupt nichts aus. Beschwingt rolle ich meinen Koffer durch eine seichte Pfütze und mache mich auf den Weg zum Flughafen. Zwei Wochen im warmen Marokko liegen vor mir. Ich werde die Königsstädte Rabat, Meknès, Fès und Marrakesch besuchen, auf dem Rücken eines Dromedars durch die orangerote Dünenlandschaft der Erg Chebbi reiten
und jeden Tag frischen Minztee schlürfen. Adieu Schweinewetter, Salam alaikum und Bonjour Sonnenschein!

Abendessen vor dem Rotel-Bus
Abendessen vor dem Rotel-Bus

Am Flughafen in Frankfurt erwartet mich bereits eine Mitarbeiterin von Rotel Tours. Mein Name wird auf einer Liste abgehakt, der Koffer aufgegeben und auch sonst muss ich mich um nichts kümmern. Mit meiner Fototasche und einem Becher Kaffee mach ich es mir auf einer Bank gemütlich und warte auf die anderen Reiseteilnehmer, die nach und nach eintrudeln: Michael aus Köln, Irene aus Koblenz, Claudia aus Freiburg, Marion aus Hamburg … Wir scheinen ein bunter Haufen zu sein, der aus allen Teilen der Republik zusammengewürfelt wurde. Überrascht stelle ich fest, dass die Gruppe überwiegend aus alleinreisenden Frauen besteht. Das Durchschnittsalter dürfte grob geschätzt zwischen vierzig und fünfzig Jahren liegen.

Abendessen vor dem Rotel-Bus
Selbstbedienung!

Nach der Landung in Malaga treffen wir in der Ankunftshalle des Flughafens auf unseren Reiseleiter Rainer Alfes und unseren Busfahrer Norbert Zechmeister. Norbert wird uns nicht nur in den nächsten Tagen im Rotel-Bus durch Marokko chauffieren, sondern morgens und abends auch für unser leibliches Wohl sorgen. Nachdem die Koffer verladen sind, fahren wir an der Küste entlang zu unserem heutigen Campingplatz in Marbella.

Rotel-Bus
Das Rollende Hotel

Als wird dort ankommen, steht der Rotelanhänger mit unseren Schlafkabinen schon bereit. Die Bettchen werden verteilt und meine schlimmste Befürchtung scheint sich zu bewahrheiten, denn als ich den schweren Vorhang zur Seite schiebe und einen Blick in meine Kabine werfe, tritt mir sofort der Schweiß auf die Stirn. Hier kann ich nicht schlafen! Unmöglich! Ich sehe mich schon die nächsten zwei Wochen auf staubigem marokkanischem Boden vor dem Rotel-Bus kampieren. Morgens von unzähligen Mücken zerstochen und mit einigen Skorpionen im Schlafsack. Zögernd setze ich mich auf den vorderen Rand der Matratze und lasse mich langsam in die Kabine zurückfallen. Ich atme tief durch und nach einer Weile wird es wirklich besser. Dennoch bin ich noch nicht ganz sicher, ob ich heute Nacht hier schlafen kann.

Rotel-Kabine
Meine Kabine | Die ersten Vorbereitungen für das Abendessen

Nachdem die Kabinen verteilt und die 3-Tages-Taschen gepackt sind, bereiten wir gemeinsam das Abendessen zu und weil wir morgen früh so zeitig losmüssen, schmieren wir uns auch noch ein paar belegte Brote. Von Norbert bekommt jeder einen kleinen Beutel mit dem Rotel-Logo darauf. Darin befinden sich zwei Teller, ein Brettchen, eine Tasse und Besteck. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang schlendere ich mit Claudia und Marion am Strand entlang und später lassen wir den ersten Abend gemütlich vor dem Rotel-Bus ausklingen. Und siehe da, nach zwei Bierchen ist auch das Schlafen in der Kabine kein Problem mehr!

2. Tag: Marbella bis Ouezzane

Es ist noch dunkel, als wir um halb sechs den Campingplatz in Marbella verlassen und zum Hafen in Algeciras fahren.
Von dort geht es mit der Fähre über die Meerenge von Gibraltar hinüber auf den afrikanischen Kontinent. In Ceuta,
der spanischen Exklave und alten Festungsstadt, schauen wir uns ein Weilchen um, während Rainer und Norbert für
das Abendessen einkaufen. Dann erreichen wir den Grenzübergang nach Marokko. Wir füllen die Einreiseformulare aus,
die Pässe werden eingesammelt und unauffällig auffällig mit einigen Euro-Scheinchen gespickt, die für eine rasche und reibungslose Einreise sorgen. Schon bald liegt die buchtenreiche Mittelmeerküste hinter uns und wir fahren ins Landesinnere. Am Straßenrand grasen einige Dromedare. In Tétouan machen wir einen kurzen Zwischenstopp und ich bestelle mir in einem kleinen Café meinen ersten thé à la menthe, einen kräftigen marokkanischen Minztee.

Chefchaouen

Jetzt ist es nicht mehr allzu weit, bis wir die malerische Stadt Chefchaouen erreichen. Ihr Name ist vom Berberwort für „Hörner“ abgeleitet und bezieht sich auf die zwei markanten Bergspitzen, die von der Stadt aus zu sehen sind. Bei einem gemütlichen Bummel schauen wir uns die Altstadt genauer an. Blaue Häuser, blaue Türen, blaue Fensterläden – alles, einfach alles ist blau in Chefchaouen. Als wir durch das Labyrinth aus engen Gassen schlendern, fühle ich mich wie in einem Swimmingpool, aus dem man das Wasser herausgelassen hat. Still ist es, nur entfernt hört man die monotone Stimme des Muezzins, der die Muslime zum Gebet ruft. In der Medina herrscht ein ungewöhnliches Licht, das von den blauen Hauswänden reflektiert wird und der heiligen Stadt ein ruhiges, geheimnisvolles Flair verleiht. Am schönen Place Uta el Hammam, wo sich bunte Cafés und kleine Restaurants aneinanderreihen, machen wir unsere Mittagspause und ich bestelle mir ein leckeres Berber-Omelette mit frischem Koriander und Kreuzkümmel. Dazu gibt es ein Stück Fladenbrot und einen frischgepressten Orangensaft. Schräg gegenüber liegt die imposante aus Stampflehm erbaute Kasbah und die Große Moschee mit ihrem schönen Minarett.

Die blaue Stadt Chefchaouen

Am späten Nachmittag erreichen wir ein kleines Motel etwas außerhalb der Stadt Ouezzane. Hier bauen wir unser Nachtquartier auf und bekommen am Abend zum ersten Mal einen Einblick in die marokkanische Küche. Wir kochen heute nämlich nicht selbst, sondern essen in dem kleinen zum Motel gehörenden Restaurant. Als Vorspeise gibt es eine Harira, eine traditionelle Suppe mit Kichererbsen, Tomaten, Zwiebeln, Rindfleisch und frischen Kräutern, danach folgt ein Eintopf aus dem typischen marokkanischen Schmortopf Tajine und zum krönenden Abschluss werden verschiedene Süßigkeiten und Früchte serviert.

3. Tag: Ouezzane bis Fès

Um sieben Uhr morgens bauen wir das Frühstücksbuffet auf. Eier werden gekocht, Wurst- und Käsescheiben auf Platten angerichtet, Wasser erhitzt und Gurkenscheiben geschnippelt. Es ist unser erstes gemeinsames Frühstück vor dem Rotel-Bus, gestern hatten wir ja nur ein paar belegte Brote, die wir auf dem Weg zum Hafen verputzt haben. Rainer erklärt kurz den Ablauf und bittet uns, das heiße Wasser erst einmal nur für das Frühstück zu verwenden, damit jeder die Chance auf eine Tasse Kaffee oder Tee hat und erst danach die Thermoskannen für die anstehende Fahrt zu befüllen. Kaum hat er sich umgedreht, stehen die Ersten auf, um ihr Kännchen zu füllen. Ich lach’ mich schlapp, irgendwie habe ich ja damit gerechnet!

Volubilis

Nachdem alles gespült und wieder eingepackt ist, geht es los. Die Fahrt führt uns zunächst durch die Täler des Rif-Gebirges. Knorrige Korkeichen und karge Sträucher säumen die Straße. Sacht wische ich mit meinem dünnen Schal den feinen Staub von der Scheibe und schaue auf die vorbeiziehende Landschaft. Wir sind auf dem Weg in die Königsstadt Meknès, doch vorher wollen wir die gut erhaltene römische Ausgrabungsstätte Volubilis besichtigen.

Volubilis

Volubilis war in der Antike eine Stadt von großer Bedeutung und erlangte vor allem durch den regen Handel mit Korn und Olivenöl, aber auch mit dem Verkauf von wilden Tieren wie Löwen und Elefanten, die zur Unterhaltung der Zuschauer in die Arenen nach Rom gebracht wurden, großen Wohlstand. Der Niedergang der Stadt begann, als Sultan Moulay Ismail die nahegelegene Provinzstadt Meknès zu seiner Hauptstadt erhob und für den Bau von Palästen den Marmor in der Römerstadt plünderte.

Platz in Meknes

Weiter geht es nach Meknès. Von unserem Parkplatz laufen wir das kurze Stück bis zum imposanten Stadttor Bab Mansour mit seinen mächtigen Säulen und erreichen kurz darauf den weitläufigen Place el Hédim. Hier bekommen wir etwas Freizeit und gehen eine Kleinigkeit essen. Auf der linken Seite des Platzes gibt es einige nette Cafés, Restaurants und Souvenirläden mit Postkarten und allerlei buntem Nippes. Ansonst ist hier noch nicht viel los. Erst am Abend, bei Einbruch der Dämmerung, wenn die Schlangenbeschwörer, Feuerschlucker und Märchenerzähler erscheinen, soll es hier voller werden.

Souks in Meknes

Gestärkt geht es weiter durch die Medina, dem alten Stadtkern von Meknès, der von der UNESCO im Jahr 1996 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Wir schlendern durch die verwinkelten Gassen und bummeln durch die Souks. Von oben fällt das Licht durch die Holzdächer und Strohmatten der überdachten Sträßchen und zeichnet helle Punkte auf den lehmigen Boden. Der Duft von orientalischen Gewürzen liegt in der Luft. Vom Dach der Medersa Bou Inania, die zu den bedeutendsten und schönsten Koranschulen des Landes zählt, genießen wir den Blick auf die gegenüberliegende Große Moschee, die Jemaa el Kebir, die im 7. Jahrhundert erbaut wurde und den Mittelpunkt der Altstadt von Meknès bildet.

Große Moschee in Meknes

Zum Abschluss besuchen wir das Mausoleum von Moulay Ismail. Das Mausoleum wurde im 18. Jahrhundert erbaut und ist eine von drei Grabmoscheen Marokkos, die auch von Anders- bzw. Ungläubigen besucht werden darf. Wir ziehen unsere Schuhe aus und betreten einen gekachelten Vorraum mit Brunnenbecken für die im Koran vor dem Gebet vorgeschriebene rituelle Waschung. Dann gelangen wir in einen von Arkaden umgebenen Innenhof mit einer schönen Brunnenschale, die inmitten eines sternförmigen Mosaiks steht.

Medersa in Meknes

Das eigentliche Mausoleum befindet sich in einem prachtvollen mit weißgetünchten Stuckornamenten und kunstvollen Kachelmosaiken dekorierten Nebenraum. Über dem weißen Sarkophag schwebt ein riesiger Kronleuchter. Daneben stehen zwei barocke Standuhren, die angeblich ein Geschenk vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. sein sollen, und die nicht so recht zum sonst eher orientalischen Dekor passen wollen.

Mausoleum Moulay Ismail

Moulay Ismail – auch „der Blutige“ genannt – wird in der Geschichtsschreibung als grausamer und sadistischer Herrscher beschrieben. Für die geplante neue Hauptstadt Meknès benötigte er an die 50 000 Sklaven. Wie es heißt, soll Moulay Ismail, wenn er mit der Arbeit eines Sklaven nicht zufrieden war, diesem mit einem Stein den Kopf eingeschlagen oder ihm die Kehle durchgeschnitten haben. Dennoch wird er auch heute noch von vielen Marokkanern verehrt und sein Mausoleum ist ein verehrtes Pilgerziel.

Mausoleum in Meknes

Unser heutiger Campingplatz liegt am Rande der Königsstadt Fès. So ist es morgen nicht allzu weit bis ins Zentrum und wir haben genügend Zeit, um die Stadt in aller Ruhe zu erkunden. Auf dem Platz bauen wir den Anhänger auf, holen die Bänke und Tische hervor und fangen an das Gemüse für das Abendessen zu schnippeln. Norbert kocht uns eine leckere Gemüsesuppe mit Würstchen, wir sitzen noch lange zusammen und lassen bei einem Becher Rotwein den erlebnisreichen Tag ausklingen.

4. Tag: Fès

Wir haben es heute nicht eilig und frühstücken in aller Ruhe. Dann machen wir uns auf den Weg, um Fès, das religiöse, kulturelle und handwerkliche Zentrum von Marokko, zu entdecken. Doch bevor wir uns in das Getümmel der Medina stürzen, schauen wir uns die Stadt zunächst von oben an und fahren zu einer Aussichtsterrasse, die auf einem kleinen
Hügel oberhalb der Altstadt liegt.

Blick auf Fes

Dann geht es hinab in das farbenfrohe Labyrinth aus engen Gassen und wir betreten die alte Medina durch das schöne Stadttor Bab Boujeloud, das über und über mit blauen und grünen Mosaikkacheln verziert ist.

Bab Boujeloud

Schon nach wenigen Schritten erreichen wir die Medersa Bou Inania, eine der schönsten und prächtigsten Koranschulen der islamischen Welt, mit ihren eindrucksvollen Schnitzereien aus Zedernholz, den Mosaikfliesen und dem mit Marmor gepflasterten Innenhof.

Medersa in Fes

Jetzt geht es immer tiefer hinein in das Wirrwarr aus kleinen, verwinkelten Gassen. Nach einer Weile gelangen wir zum Souk el Attarin im Herzen der alten Medina, wo früher die kostbarsten Waren – feine Stoffe, Seidengarne und Schmuck – verkauft wurden.

Souvenirs in Fes

Wir lassen uns einfach treiben, genießen die leuchtenden Farben und die vielen fremdartigen Gerüche. Läden und Handwerksbetriebe säumen die teilweise überdachten Sträßchen – hier schauen wir den Kupfer- und Messingschmieden, den Drechslern und Tischlern, den Wollfärbern und Webern während der Arbeit über die Schulter.

In den Souks von Fes

Besonders beeindruckend ist das bunte Färberviertel, mit den stinkenden, aber faszinierenden Gerbereien, die wir uns von einer der umliegenden Dachterrassen anschauen. Wir betreten einen Lederladen mit unzähligen Taschen, Jacken und Schuhen in allen erdenklichen Farben und Formen. Über eine schmale Treppe gelangen wir zu einer Aussichtsterrasse.

Lederwaren in Fes

Ein beißender Gestank liegt in der Luft, der kaum auszuhalten ist. Unter uns schwimmen die Felle von Schafen, Ziegen und Kamelen in bunten Lehmbottichen wie in einem riesigen Farbmalkasten. In Arbeitsgängen, die sich seit dem Mittelalter kaum verändert haben, werden die Tierhäute gesäubert, eingeweicht und gefärbt – eine absolute Knochenarbeit.

Färberviertel in Fes

Schon von Weitem ist das Minarett der Kairaouine-Moschee durch die Häuserschluchten zu erkennen. Neben der Großen Moschee von Algier und der Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist sie die drittgrößte Moschee Nordafrikas. Rund 20.000 Gläubige finden in ihrer Gebetshalle Platz. Für Nichtmuslime ist der Zutritt verboten. Am Eingangstor können wir jedoch einen kurzen Blick auf die Brunnenbecken und den reich verzierten Innenhof erhaschen. Ebenfalls nur Muslimen zugänglich ist ein weiteres bedeutendes Heiligtum der Stadt, die Zaouia und Grabstätte von Moulay Idriss II., zu der vor allem schwangere Frauen und Jungen, denen die Beschneidung bevorsteht, pilgern.

Moschee in Fes

Zum Abschluss unserer Besichtigungstour schauen wir uns den mächtigen Königspalast mit seinen prunkvollen Eingangstoren an. Natürlich nur von außen, denn auch hier haben Besucher leider keinen Zutritt. Die Sommerresidenz des Königs bleibt wie auch einige andere Bauwerke und Sehenswürdigkeiten der Stadt ein gut behütetes Geheimnis für uns.

Königspalast in Fes

Zurück auf dem Campingplatz werden fleißig die ersten Postkarten geschrieben. Später bereiten wir gemeinsam mehrere Schüsseln Salat zu, während Norbert und Rainer die Steaks auf dem Grill hauen. Nachts kann ich nicht schlafen, da es sich einige Kätzchen direkt unter meiner Fensterluke bequem gemacht haben. Ich krabbele aus meiner Kabine und als ich nach draußen komme, sitzen Norbert und Claudia, die ebenfalls nicht schlafen können, noch vor dem Bus. Gemeinsam leeren wir stilvoll einen Tetra-Pak Rotwein.

5. Tag: Fès bis Erfoud

Es geht früh los. Heute liegt eine lange Busfahrt in Richtung Süden vor uns. Wir überqueren den Mittleren Atlas auf aussichtsreichen Panoramastraßen.

Unterwegs im Atlasgebirge

Die Landschaft ist zunächst sehr karg, wird aber langsam grüner. Schafherden grasen auf den weitläufigen Flächen, hier und da sind ein paar Nomadenzelte und auch einige Ziegen zu sehen.

Schafe im Atlasgebirge

In der Kurstadt Ifrane legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein – Pipi-Pause! Danach geht es weiter durch Zedernwälder, vorbei an der Skistation Mischliffen und durch kleine Dörfer bis wir schließlich den östlichen Hohen Atlas erreichen.

Unterwegs im Atlasgebirge

Wir parken irgendwo im Nirgendwo, bauen die Rotel-Küche auf und bereiten gemeinsam einen kleinen Imbiss zu. Gemütlich sitzen wir beisammen und genießen kauend die traumhafte Aussicht auf die umliegende Bergwelt.

Ziz-Schlucht

Die Fahrt führt uns auf einer kurvenreichen Straße weiter durch die imposante Ziz-Schlucht mit ihren rostroten Felsen bis in die Oasenstadt Er Rachidia. Hier besuchen wir eine kleine Markthalle, kaufen etwas Obst und machen uns dann aber gleich wieder auf den Weg, denn das Wetter ändert sich schlagartig.

Aufkommender Staubsturm

Düstere Wolken verdunkeln plötzlich den Himmel, nur am Horizont zeigt sich ein hellgelber Streifen. Ein Staubsturm zieht auf und zaubert eine geheimnisvolle und mystische Stimmung.

Flussoase des Tafilalet

Auf dem Weg zu unserem heutigen Übernachtungsplatz in Erfoud halten wir noch kurz an einem Plateaurand und werfen einen Blick auf die Flussoase des Tafilalet. Der warme Wind bläst mir ins Gesicht und hinterlässt eine zarte Staubschicht. Es wird immer dunkler.

Staubsturm

Auf dem Campingplatz bauen wir schnell den Anhänger mit unseren Schlafkabinen auf und eilen dann in einen Aufenthaltsraum mit kleinen Sofas, Hockern und runden Tischchen. Norbert kocht Spaghetti und später, als der Staubsturm sich schon längst wieder verzogen hat, liege ich mit Claudia und Marion noch eine Weile an einem Pool und wir betrachten den unglaublich klaren Sternenhimmel über uns.

6. Tag: Erfoud bis Tinerhir

Vorsichtig schiebe ich den Vorhang zur Seite und klettere aus dem Bus. Draußen ist es noch stockdunkel. Mit einem Tuch, das ich mir turbanartig um Kopf, Mund und Nase geschlungen habe, und einer kleinen Taschenlampe in der Hand husche ich so leise wie möglich über den Campingplatz. Vor den Toren stehen bereits einige wartende Jeeps, die uns zu einem Ausflug in die Wüste bringen werden.

Wüstentour

Die Fahrt führt zunächst über gut ausgebaute Straßen, doch plötzlich biegen wir scharf ab und brettern von nun an mit einem Affentempo über eine holprige Piste. Mit der Hand stütze ich mich am Autodach ab, damit ich mir den Kopf nicht stoße. Es ist noch dunkel, nur die wippenden Lichtkegel der Scheinwerfer lassen mich immer wieder für kurze Augenblicke die karge Landschaft um mich herum erahnen.

Unterwegs in der Erg Chebbi

Ruckartig halten wir an und steigen aus. Der Fahrer führt mich zu einem knienden Kamel, dessen Umrisse ich im Dunkeln nur schemenhaft erkennen kann. Dafür spüre ich den Atem des Tieres durch den dünnen Stoff meiner Hose nur allzu gut.

Kamele in der Wüste

Unschlüssig stehe ich herum, bis mich mein Guide ungeduldig auffordert doch endlich auf dem Rücken des Kamels Platz zu nehmen. Ich kann nicht widerstehen und taste mit meiner Hand vorsichtig nach hinten, um den Höcker zu berühren.
Zu meiner Überraschung ist er sehr weich und nachgiebig. Fast so, als würde man den Finger in ein Stück Butter drücken.

In der Erg Chebbi

Dann geht es los. Das Kamel steht langsam auf und ich halte mich krampfhaft an einem kleinen Metallgriff am Sattel fest. Obwohl es immer noch dunkel ist, spüre ich doch die Höhe und es dauert eine ganze Weile bis ich mich an das Schaukeln gewöhnt habe.

Markt in Rissani

Am Horizont zeigt sich ein erster heller Streifen. Langsam geht die Sonne auf. Rosa und hellviolette Wolken ziehen vorbei. Schon bald steht die Sonne gleißend am Himmel und färbt die welligen Dünen der Erg Chebbi in ein tiefes Orangerot.

Gewürze auf dem Markt in Rissani

Gemächlich schlängelt sich unsere Karawane immer weiter durch die sanfte Dünenlandschaft der Erg Chebbi. Nach gut einer Stunde halten wir an und steigen ab. Die Kamele machen es sich in einer Senke gemütlich und wir besteigen die hohen Sandgipfel. Oben angekommen setzen wir uns auf ausgerollte Matten und bestaunen das weite Dünenmeer. Sacht lasse ich den feinen Sand durch meine Finger rieseln. Still ist es, unendlich still …

Markt in Rissani

Zurück auf dem Campingplatz in Erfoud wird erst einmal ordentlich gefrühstückt. Dann fahren wir weiter in die Wüstenstadt Rissani und schlendern dort über einen überdachten Markt, besichtigen die aus Stampflehm errichtete Siedlung Ksar Aboum, in der noch heute die Nachfahren ehemaliger Sklaven aus Schwarzafrika (Haratin) leben, laufen durch die verwinkelten Gassen und besuchen später noch eine Teppichknüpferei.

Teppichknüpferei

Nun fahren wir nach Westen zur eigentlichen Straße der Kasbahs. Im Norden liegen die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas, im Süden schauen wir über eine weite Steinwüste. Am späten Nachmittag erreichen wir die gewaltige Todra-Schlucht und unternehmen eine kleine Wanderung in das tief in die roten Atlasberge eingegrabene Flusstal.

Todra-Schlucht

Übernachtet wird heute vor einem kleinen Restaurant in Tinerhir, in dem wir abends bei einem landestypischen marokkanischen Essen gemütlich zusammensitzen. Der Bus parkt direkt vor dem Eingang und freundlicherweise lässt der Wirt die Tür für uns die ganze Nacht geöffnet, damit wir die Toiletten im hinteren Teil des Lokales benutzen können. Gegen halb zwölf habe ich genau das vor. Ich krabbele aus meiner Kabine und ziehe meine Sweatjacke über.

Auf der Straße der Kasbahs

Im Restaurant wischt der Wirt gerade die Tische ab, zwei Damen und ein Herr trinken Tee und nicken mir freundlich zu. Gerade als ich mich wieder auf den Weg zum Bus mache, kommt mir im Restaurant Harald entgegen, der wohl ebenfalls aufs Töpfchen muss. Zu meinem Entsetzen trägt er außer seiner stolzen Plauze nur einen Schlüpper, ein Paar gestrickte Socken und seine Trekkingsandalen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Wirt die Augen aufreißt und einer der Damen fast das Teekännchen aus der Hand fällt. Peinlich berührt mache ich mich schnell vom Acker. Unglaublich!

7. Tag: Tinerhir bis Ait Benhaddou

Wie ein grüner Fluss schlängelt sich eine Dattelpalmenoase durch das staubige Städtchen Tinerhir mit seinen aus rotbraunem Lehm gestampften Häusern. Auf einem morgendlichen Spaziergang bekommen wir einen kleinen Einblick in den harten Arbeitsalltag der Oasenbewohner.

Dattelpalmenoase in Tinerhir

Esel mit abgewetzten Korbtaschen voller Datteln auf dem Rücken trotten gemächlich über die unebenen Pfade.
Frauen arbeiten gebückt auf den Feldern oder waschen ihre Wäsche im Fluss. Verschlungene Wege führen uns durch die blühenden Gärten und Felder.

Dattelpalmenoase

Kühl ist es und dunkel. Das dichte Kronendach der hohen Dattelpalmen bietet den darunter wachsenden Pflanzen Schutz vor der gleißenden Sonne. Neben Datteln werden auch andere Baumfrüchte wie Feigen, Granatäpfel und Oliven angebaut. Außerdem werden allerlei Gemüse-, Obst- und Getreidesorten angepflanzt.

Dattelpalmenoase in Tinerhir

Bevor wir weiterfahren, kaufen wir auf dem Markt in Tinerhir noch etwas Gemüse für das Abendessen ein und ich trinke
mit Norbert und Claudia einen frischen Avocadosaft. Unterwegs machen wir heute viele Fotostopps auf der „Straße der Kasbahs“, legen einen kurzen Zwischenstopp in einem Restaurant mit schöner Dachterrasse ein und fahren weiter nach Ouarzazate.

Auf der Straße der Kasbahs

Am östlichen Stadtrand von Ouarzazate schauen wir uns die Kasbah Taourirt an, die einst luxuriöse Residenz der Glaoui-Paschas, die zu den schönsten Stampflehmburgen des Landes gehört.

Kasbah aus Stampflehm

Unser Tagesziel ist Ait Benhaddou, eine Ansammlung tiefroter Häuser und Kasbahs mit schönen Fassadenmustern, die auf einem Hügel oberhalb eines seichten Flusses stehen. Wir parken den Rotel-Bus auch heute wieder direkt vor einem kleinen Hotel und machen uns gleich nach dem Aufbau auf den Weg, um Ait Benhaddou zu erkunden.

Ait Benhaddou

Den Filmfans unter uns dürfte das Städtchen durchaus bekannt vorkommen, denn hier wurden schon einige Filme wie zum Beispiel Lawrence von Arabien und Gladiator gedreht. Auf Sandsäcken queren wir den Fluss und schlendern durch die engen Gassen der Medina, schauen uns die Lehmbauten an und genießen von der Festung die gigantische Aussicht und den Sonnenuntergang.

8. Tag: Ait Benhaddou bis Marrakesch

Heute habe ich mit einigen anderen aus der Gruppe einen optionalen Ausflug durch das Ounila-Tal gebucht. Mit einem Van geht es durch traumhafte Landschaften hoch hinaus in das verschlafene Örtchen Telouet, wo wir die Stammburg der Glaoui besichtigen, die etwas außerhalb auf einem kleinen Hügel thront.

Ounila-Tal

Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und mit prunkvollen Ornamenten und kunstvollen Mosaikkacheln verziert, wurde die Kasbah 1956 aufgegeben und verfällt seitdem rapide, nur wenige der einst luxuriösen Räume können wir uns anschauen.

Glaoui-Palast

Die Fahrt führt uns anschließend über den Hohen Atlas bis zum Pass Tizi n’Test, wo Norbert bereits mit dem Rotel-Bus auf uns wartet. Wir steigen um und weiter geht es über eine aussichtsreiche Höhenstraße bis nach Marrakesch, der „Perle des Südens“.

Pass Tizi n'Test

Wir bummeln über den berühmten Djemaa el-Fna. Tagsüber ist auf dem Platz nicht allzu viel los, es gibt vor allem Trockenfrüchte und frischgepresste Säfte zu kaufen. Erst am Abend, wenn es dämmert, beginnt das Schauspiel: Besucher kommen hier zusammen, um den Geschichtenerzählern zu lauschen, sich das Schicksal vorhersagen zu lassen oder um eine Kleinigkeit an einem der rauchigen Grillstände zu essen.

Djemaa el-Fna in Marrakesch

Nach und nach füllt sich der Platz. Die ersten Essensstände werden mit geschnippeltem Gemüse und Fleischspießen dekoriert, die hier über dem offenen Feuer gegrillt werden. Ich kaufe mir einen Becher Orangensaft und beobachte das bunte Treiben. Wasserträger schlendern mit ihren bunten Hüten umher, Hennamalerinnen verschönern Touristen mit kleinen vergänglichen Tattoos und Musiker bauen ihre Instrumente auf.

Abendessen auf dem Djemaa el-Fna

Dann ist es soweit und das Spektakel beginnt. Nach Einbruch der Dämmerung erscheinen die Schlangenbeschwörer, Tänzer und Akrobaten. Die Garküchen fangen an zu brutzeln. Der Platz ist nun erfüllt von dem überwältigenden Lärm der Trommeln und Flöten. Wir kämpfen uns durch die Rauchschwaden und bestellen an einem Stand eine Schüssel Harira und einige Fleischspieße.

Abendessen in Marrakesch

Bevor wir zum Campingplatz fahren, der etwas außerhalb der Stadt liegt, gönnen wir uns auf einer Dachterrasse ein Glas thé à la menthe und genieße bei Sonnenuntergang den großartigen Blick über die Medina und die Berge des Hohen Atlas.

9. Tag: Marrakesch

Nach dem Frühstück fahren wir wieder in die Stadt hinein und beginnen unser heutiges Besichtigungsprogramm ganz entspannt bei einem Café Nous-Nous auf einer der vielen Dachterrassen rund um den Djemaa el-Fna.

Dachterrassen rund um den Djemaa el-Fna

Dann ist es an der Zeit sich die Altstadt von Marrakesch einmal genauer anzuschauen. Am Ende des Platzes versteckt sich hinter einer mächtigen Stadtmauer die Medina mit ihren bunten Märkten, den Souks. Ein schmales Sträßchen führt uns hinein in das Labyrinth aus verwinkelten Gassen, Verkaufsständen und kleinen Werkstätten.

In der Medina von Marrakesch

Berge von getrockneten Aprikosen, Feigen und Datteln liegen kunstvoll aufgetürmt zum Kauf bereit. Im ersten überdachten Teil des Souks werden hauptsächlich Trockenfrüchte und Nüsse, aber auch handgeflochtene Körbe und die für Marokko so typischen Sonnenhüte angeboten. Dann gelangen wir zu einem bogenförmigen Eingang, der uns zur Rue Souk Smarine, der Hauptallee des Souks, führt. Hier kann man vor allem Kaftane, orientalische Stoffe und Berberschmuck kaufen.

Datteln und Aprikosen

Einige Meter weiter münden zwei Gassen auf der rechten Seite in die Rahba Qedima, einen offenen Platz, der von Gewürz- und Apothekerständen gesäumt ist. Angeboten werden hier neben duftenden Gewürzen auch Kosmetik, Parfüm und allerlei Tröpfchen, gebraute Tränke und Tinkturen, die für beinahe jedes Leiden eine Heilung versprechen. Wir schauen in einer Apotheke vorbei und erreichen schließlich die Criée Berbère, den Berbermarkt, auf dem bis 1912 Sklaven verkauft wurden und wo heute Teppichauktionen stattfinden.

Apotheke in Marrakesch

Dahinter gabelt sich der Souk Smarine: Rechts geht es durch den Souk el-Kebir, den Leder-Souk zur Koranschule Ali ben Youssef, die wir uns später noch anschauen werde. Links geht es durch den Souk el Attarin und den Souk des Babouches, wo man die typischen marokkanischen Lederpantoffeln bekommt, zum Souk des Teinturiers, wo die Färber ihre bunte Wolle überall zum Trocknen aufhängen.

Färberviertel in Marrakesch

Wir schlendern eine Weile durch die engen Gassen mit den tropfenden Wollbündeln und gelangen zunächst in den Souk Chouari, dem Markt der Zimmerleute, und schließlich in den verqualmten Souk el-Haddadine, wo die Schmiede arbeiten und man wunderschöne orientalische Lampen und Laternen kaufen kann.

In den Souks von Marrakesch

Nach dem ganzen Trubel in den Gassen der Medina suchen wir im schönen Jardin Majorelle ein wenig Ruhe und Erholung. Still ist es hier. Nur die Vögel zwitschern und ein prachtvoller Springbrunnen mit unzähligen Mosaiksteinchen plätschert leise vor sich hin. Der Garten wurde durch den französischen Maler Jacques Majorelle angepflanzt, der hier inmitten der Stadt eine wunderbare grüne Oase mit hohen Palmen, Bambus und Kakteen schuf.

Jardin Majorelle

Vom Jardin Majorelle ist es nicht allzu weit bis zur Medersa Ali ben Youssef, der größten Koranschule in Marokko.
Wir betreten die Medersa durch ein schlichtes Tor und wandeln durch einen langen dunklen Gang bis wir zu einem großen, in Sonnenlicht getauchten Innenhof gelange, der üppig mit farbigen Zellij-Mosaiken, Stuck, Zedernholzschnitzereien und Marmorplatten dekoriert ist. In der Mitte befindet sich ein schönes Brunnenbecken. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es durch ein geschmücktes Portal zum Betsaal, der von einer imposanten Zedernholzkuppel gekrönt wird.

Medersa in Marrakesch

Mittlerweile ist es ganz schön heiß. Im schattigen Innenhof des Palais el-Bahia ruhen wir uns aus. Der königliche Palast, dessen Name „der Glitzernde“ bedeutet, wurde im 19. Jahrhundert durch Wesir Bou Ahmed erbaut, der hier angeblich mit seine vier Ehefrauen und 24 Konkubinen gelebt haben soll.

Palais el-Bahia

Wir besichtigen den Harem, die mit geschnitzten und bemalten Decken versehenen Empfangsräume und den Garten, der mit Zitronen- und Orangenbäumen, Jasmin, Bananenstauden und Dattelpalmen bepflanzt ist.

Mellah in Marrakesch

Dann schlendern wir eine Weile durch die engen Gassen des jüdischen Viertels Mellah, schauen in einer kleinen Markthalle vorbei und machen uns auf den Weg zu den Saaditengräbern.

Saaditengräber in Marrakesch

In den prachtvollen, im 16. Jahrhundert erbauten Mausoleen wurden die Herrscher der Saadier-Dynastie (1549 bis 1664) beigesetzt. Besonders sehenswert ist das mit Zedernholzdecken und Marmorsäulen geschmückte Mausoleum von Ahmad al-Mansūr, dem fünften Sultan der Saadier-Dynastie, der hier im zentralen Saal, umgeben von seinen Söhnen, bestattet wurde.

Wasserträger auf dem Djemaa el-Fna

Wir laufen weiter und schon bald kann man das 70 Meter hohe Minarett der Koutoubia-Moschee, Marrakeschs bekanntestes Wahrzeichen, erkennen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Djemaa el-Fna. Wir trinken noch einen frischgepressten Orangensaft auf dem Platz und fahren dann zurück zum Campingplatz, wo uns Norbert am Abend einen riesigen Topf Gulasch kocht.

10. Tag: Marrakesch bis Essaouira

Zeitig verlassen wir Marrakesch und fahren durch die Souss-Ebene nach Essaouira, einer alten Hafenstadt an der Atlantikküste. Doch bevor wir heute das Meer zu sehen bekommen, geht es noch einmal mit dem Rotel-Bus durch trockene und karge Landschaften. Rechts und links ziehen endlose Olivenplantagen vorbei, am Horizont zeigen sich unscharf die Ausläufer des Atlasgebirges.

Arganbaum mit Ziegen

An einigen Arganbäumen, die so typisch für die Gegend sind, halten wir an. Auf den Ästen stehen nämlich einige Ziegen, die sich prima als Fotomotiv eignen. Sie ernähren sich von den Blättern der Bäume und knabbern gerne das Äußere der Nüsse ab. Die Reste werden dann aufgelesen und die Nusskerne zu dem kostbaren Arganöl verarbeitet, das man vielerorts kaufen kann.

Ziegen im Arganbaum

Bevor ich auf den Auslöser drücke, vergewissere ich mich noch schnell, ob auch keines der Tiere irgendwo festgebunden ist, denn so etwas möchte ich auf keinen Fall unterstützen. Aber es ist keine geknebelte oder gefesselte Ziege in Sicht, alle stehen frei auf den dünnen Ästen. Wir steigen wieder ein und weiter geht es Richtung Meer.

Aussichtsreiche Küstenfahrt

In Essaouira bummeln wir durch die Stadt, schauen uns den Festungshafen an und besuchen die traditionellen Werkstätten der Holzschnitzer und Intarsienmacher, die aus dem Wurzelholz alter Zypressen beeindruckende Gegenstände fertigen.

Essaouira

Danach schlendern wir durch die engen Gassen und kommen zu einem kleinen Platz mit einigen netten Cafés und Restaurants. Wir machen es uns auf bunten Kissen gemütlich und bestellen – zur Freude einiger Katzen, die sich schlagartig zu uns gesellen – frischen Fisch und einen marokkanischen Salat mit Meeresfrüchten und frischem Koriander.

Essaouira

Unser Bus steht heute zwischen alten knorrigen Bäumen auf einem schönen Campingplatz etwas außerhalb von Essaouira. Norbert bereitet Rouladen zu und nach dem Abendessen sitzen wir alle noch lange zusammen und lauschen den Rotel-Geschichten, die Rainer uns erzählt.

11. Tag: Essaouira bis Casablanca

An der Atlantikküste fahren wir weiter nach Safi, einst ein berüchtigtes Piratennest und ehemaliger Sklavenmarkt. Bei einem kleinen Bummel schauen wir uns die Töpfereien an, denn heute ist die Stadt vor allem für ihre vielen Keramik-Märkte und die Keramik-Industrie bekannt.

Töpferstadt Safi

Neben Dekor- und Gebrauchskeramik stellt man hier auch die grün glasierten Dachziegel her, mit denen in Marokko Moscheen, Mausoleen, Koranschulen und Königspaläste gedeckt sind. Sogar Keramikfliesen mit dem Rotel-Bus gibt es in einer Töpferwerkstatt zu kaufen.

Rotel-Bus-Kachel

Um die Mittagszeit erreichen wir die Hafenstadt El-Jadida und schlendern eine Weile durch die Cité Portugaise,
die ummauerte Altstadt und über die mächtige Festungsmauer.

El-Jadida

Dann gehen wir eine Kleinigkeit essen und besuchen im Anschluss eine gotische Zisterne aus dem 16. Jahrhundert.
Im glasklaren Wasser spiegeln sich die Säulen, die das imposante Kreuzrippengewölbe stützen und so eine beinahe sakrale Atmosphäre schaffen.

Gotische Zisterne in El-Jadida

Durch weite Eukalyptushaine geht es weiter zu unserem Übernachtungsplatz südlich von Casablanca, der größten Stadt Marokkos. Auf dem Campingplatz schälen wir Berge von Kartoffeln, denn es gibt heute selbstgemachten Kartoffelbrei.
Dazu Sauerkraut und Bratwürstchen, die Norbert direkt vor uns auf dem Tisch brutzelt.

El Jadida

Schnell versammeln sich sämtliche Hunde aus der Nachbarschaft erwartungsvoll und mit großen Augen vor unserem gedeckten Tisch. Wer kann da schon Nein sagen? Ich jedenfalls nicht und so löffle ich mit einer Hand meinen Kartoffelbrei, während ich mit der anderen Hand mein kleingeschnittenes Würstchen gerecht an die kläffende Meute verteile.

12. Tag: Casablanca bis Asilah

Nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Casablanca und besichtigen die prunkvolle Hassan-II.-Moschee, eine der größten Moscheen der Welt und die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt.

Hassan-II.-Moschee in Casablanca

Ihr Minarett ist nach der Großen Moschee von Algier mit 200 Metern Höhe das zweithöchste Minarett und das zweithöchste religiöse Bauwerk der Welt. Allein in der mit wunderschönen Zedernholzkuppeln geschmückten Gebetshalle, die von 50 Kronleuchtern beleuchtet wird, finden bis zu 25.000 Gläubige Platz.

Mausoleum in Rabat

Nach einer Führung durch die Moschee fahren wir weiter nach Rabat, in die Hauptstadt Marokkos. Rabat ist neben Fès, Meknès und Marrakesch eine der vier Königsstädte. Wir machen einen kurzen Fotostopp vor dem Königspalast, besuchen das Mausoleum der Könige Mohammed V. und Hassan II. und schlendern danach auf der Suche nach einem kleinen Imbiss durch die Altstadt.

Mausoleum in Rabat

Unser letzter Stopp für heute ist das schöne Künstlerstädtchen Asilah direkt am Atlantik. Die weißgetünchten Häuser mit den blauen Fensterläden verleihen der Stadt ein beinahe mediterranes Flair. Hier bummeln wir gemütlich durch die Gassen und kaufen die letzten Souvenirs.

Das Künstlerstädtchen Asilah

In einem Restaurant direkt am Campingplatz bekommen wir am Abend unser letztes marokkanisches Essen serviert, danach sitzen wir noch lange vor dem Rotel-Bus und trinken Rotwein aus unseren Frühstücksbechern.

Schlafende Katze in einem Buchladen in Asilah

Michael hat es mit dem Bechern wohl übertrieben, ich höre ihn in seiner Schlafkabine würgen. Wie gut, dass ich kurz vorher meine Fensterchen geschlossen habe, er schläft nämlich in der Kabine direkt über mir. Beruhigt lehne ich mich zurück …

13. Tag: Asilah bis Marbella

Unser letzter Tag in Marokko bricht an. Nach dem Frühstück sind wir lange auf einer aussichtsreichen Küstenstraße unterwegs. Wir fahren durch Tanger und immer weiter Richtung Norden bis wir wieder Ceuta und die Meerenge von Gibraltar erreichen. Mit der Fähre geht es hinüber ans spanische Festland.

Asilah

An der andalusischen Küste führt uns dann das letzte Stück der Reise zurück auf den Campingplatz in Marbella.
Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir die Reise noch einmal Revue passieren und feiern anschließend in einer kleinen Bar direkt am Strand.

14. Tag: Marbella bis Frankfurt am Main

Wir sind alle schon früh auf und bereiten unser letztes gemeinsames Frühstück zu. Irgendwie haben wir uns an das zeitige Aufstehen gewöhnt. Danach spült jeder sein Geschirr und gibt es Norbert zurück. Den kleinen Rotel-Beutel dürfen wir behalten. Anschließend geht es ans Kofferpacken, die Souvenirs werden ordentlich verstaut und die Schlafkabinen geräumt. Bevor wir nach Malaga an den Flughafen fahren und wieder ins kalte Deutschland fliegen, laufen wir noch einmal am Strand entlang, genießen die Aussicht auf das Meer und die letzten warmen Sonnenstrahlen.
Eine wunderschöne und ereignisreiche Reise geht zu Ende …

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Hinweis: Meine Marokko-Rundreise war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.

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