Eine Woche habe ich auf der schönen Insel Amrum verbracht, bin dort am Strand entlang geschlendert, durch die kleinen Inseldörfer gebummelt und habe einfach mal die Seele baumeln lasse. Nun geht es mit der Fähre hinüber nach Sylt. Auch hier bin ich auf der Suche nach Ruhe und Entspannung und möchte die Insel „fernab von Schickimicki“ kennenlernen.

Denn mal ehrlich, denken wir an Sylt, dann denken wir doch sofort an die Hautevolee, die angeblich so vornehme Gesellschaft und an wilde Parties, überteuerte Restaurants, Designerläden und schnelle Autos, die durch Kampen brausen.

Und das diese Klischees durchaus berechtigt sind, erfahre ich bereits nach meiner Ankunft in Hörnum. Während mir im Hafen von Wittdün noch Familien in Gummistiefeln und mit Bollerwagen über den Weg gelaufen sind, schlendern mir hier schicke Damen mit übergroßen Sonnenbrillen und Herren, die ihren Pullover lässig über die Schulter geworfen haben, auf der Promenade entgegen. Statt Fischbrötchen und fettigen Pommes mit Mayo werden Austern und winzige Fischhäppchen angeboten. Dazu gibt es ein Glas Champagner.

Doch Sylt hat natürlich viel mehr zu bieten als Schampus & Co.. Die Insel soll sogar ein wahres Naturparadies sein. Zumindest verspricht mir das mein bebilderter Reise- und Wanderführer, den ich mal zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Es soll kilometerlange Sandstrände geben, einsame Dünenlandschaften, weitläufige Heideflächen, Wälder und nicht zu vergessen, das einzigartige Wattenmeer. Sechs Wanderungen an sehr unterschiedlichen Orten habe ich mir aus diesem Führer herausgesucht, nun bin ich gespannt, was mich auf der Insel erwartet und ob ich dort wirklich das finde, was ich suche …

Einmal rund um die Südspitze: Hörnum Odde

Sylt - Hörnum Odde

Meine erste Wanderung auf Sylt führt mich einmal rund um die Hörnum Odde, einer schmalen, in die Nordsee ragenden Landzunge am südlichsten Zipfel der Insel.

Gemütlich schlendere ich vom Campingplatz, auf dem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, zum Hörnumer Hafen, denn dort an einem Parkplatz beginnt meine Tour. Zunächst laufe ich über die gepflasterte Strandpromenade und genieße den Blick auf den weißen Sand, den unglaublich blauen Himmel, die vielen bunten Strandkörbe und natürlich auch auf den imposanten Leuchtturm.

Schließlich erreiche ich einen hölzernen Bohlenweg und ein Strandcafé. Hier geht es hinunter auf den breiten Strandabschnitt, der einmal um die Hörnum Odde herumführt. Ich ziehe meine Schuhe aus und laufe nun immer am Strand entlang. Am südlichsten Punkt kann ich einen Blick auf die Nachbarinseln Amrum und Föhr erhaschen. Sogar einige Strandkörbe sind ganz klein zu erkennen. Ich wandere weiter. Der Wind bläst mir um die Nase, die Möwen kreischen – herrlich!

Nach einer Weile komme ich zu den Tetrapoden. Da die Hörnum Odde durch die Gezeiten und durch Sturmfluten stetig an Fläche verliert und in den letzten Jahren schon ziemlich geschrumpft ist, wurden diese klobigen Betonklötze als Wellenbrecher an der westlichen Südspitze verlegt. Nun ist es nicht mehr weit und ich verlasse schon bald den Strand. Schmale Wege mit schmucken Reetdachhäusern führen mich wieder ins Zentrum und zurück in den Hörnumer Hafen …

Tipps & Infos

Startpunkt: Parkplatz am Hörnumer Hafen | Länge: ca. 5,5 Kilometer | Dauer: ca. 2 Stunden | Schwierigkeit: mittel

Es kann durchaus vorkommen, dass die südliche Spitze der Hörnum Odde bei Hochwasser nicht passierbar ist. Deshalb solltest du besser vor deiner Wanderung den Gezeitenkalender checken und nur bei Niedrigwasser loslaufen.

Vögel, Schafe & viel Wasser: Rund um das Rantumbecken

Sylt - Rantumbecken

Früh fahre ich mit dem Bus nach Rantum. Von der Bushaltestelle ist es nicht weit bis zum Hafen. Dort startet meine Wanderung rund um das Rantumbecken. Das Becken ist ein riesiger Brackwassersee, Naturschutzgebiet und eines der artenreichsten Vogelschutzgebiete Norddeutschlands.

Im kleinen Hafen von Rantum öffne ich ein breites Gatter, schlüpfe hindurch und laufe los. Einige Kilometer führt mich meine Tour nun über den Deich. Links von mir ziehen das große Rantumbecken, über dem die Vogelschwärme kreisen, vorbei und rechts die tosende Nordsee – ein unglaubliches Gefühl!

Es ist ganz schön stürmisch auf dem Deich. Mit gesenktem Kopf kämpfe ich gegen die Windböen an und nach einer Weile erreiche ich einen ziemlich matschigen Weg auf der linken Seite. Erneut passiere ich ein Gatter und wandere nun über einen mit Gras bewachsenen Deich auf der anderen Seite des Rantumbeckens langsam wieder zurück.

Unterwegs komme ich an Salzwiesen, spiegelnden Wasserflächen und breiten Schilfgürteln vorbei. Dazwischen stehen blökende Schafherden. Ich beobachte die Vögel, die über mir ihre Runden ziehen und schon bald kann ich das Klärwerk sehen … und auch riechen!

Nicht gerade ein Highlight dieser eigentlich recht schönen Tour, aber zum Glück dauert dieser Abschnitt nicht allzu lange. Das letzte Stück meiner Wanderung führt mich, eingerahmt von Wald und Schilf, über weiche Pfade zurück in den Hafen von Rantum …

Tipps & Infos

Startpunkt: Hafen in Rantum | Länge: ca. 11 Kilometer | Dauer: ca. 2 Stunden 10 Minuten | Schwierigkeit : mittel

Wenn du unterwegs beim Wandern die Vögel beim Brüten und Rasten beobachten willst, dann solltest du deine Tour ungefähr zwei Stunden vor oder nach der Flut planen. Bei Ebbe zieht es nämlich viele Vögel ins Watt hinaus.

Erdgeschichte & Afrikafeeling: Morsum-Kliff

Sylt - Morsum-Kliff

Schon zeitig bin ich unterwegs, denn früh am Morgen soll das rötliche Gestein an der Ostküste von Sylt besonders schön leuchten. Das knapp zwei Kilometer lange Kliff ist eines der ältesten Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein. Bis zu 10 Millionen Jahre alte Erdschichten gibt es dort zu bestaunen. Das Besondere daran ist, dass diese Schichten nicht über-, sondern nebeneinander liegen und gut zu erkennen sind.

Ich starte meine Wanderung am großen Parkplatz direkt am Morsum-Kliff. Vorbei am reetgedeckten Landhaus Severin’s folge ich nun der Beschilderung. Der Weg ist gar nicht zu verfehlen. Durch die Heide und über einen Bohlenweg komme ich zu einer Aussichtsplattform und laufe nach einem kurzen Stopp auf dem schmalen Sandpfad oberhalb des Kliffs entlang.

Schon bald zeigt sich, wie abwechslungsreich diese Tour ist. Nachdem ich nämlich den Sandpfad verlassen habe, gelange ich durch die hügelige Heide hinunter ans Meer. Durch wogende Salzwiesen und hohes Schilfgras führt mich der Weg nun am Watt und unterhalb des imposanten Kliffs entlang.

Nach kurzer Zeit erreiche ich ein karges Dünengebiet, das einer Wüsten- oder Steppenlandschaft ähnelt und deshalb auch „Klein-Afrika“ genannt wird. Von hier ist es leider nicht mehr weit bis zum Parkplatz und zum Startpunkt meiner Tour. Schade, ich hätte noch ewig weiterlaufen können …

Tipps & Infos

Startpunkt: Parkplatz am Morsum-Kliff | Länge: ca. 3,4 Kilometer | Dauer: ca. 46 Minuten | Schwierigkeit: leicht

Unterwegs erklären Infotafeln die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt sowie die Entstehung des Kliffs. Bitte immer auf den ausgezeichneten Wegen bleiben. Nach Regen kann es vor allem im unteren Bereich sehr matschig und rutschig sein, deshalb sind feste und ggf. wasserfeste Wanderschuhe zu empfehlen. Informationen zum Morsum-Kliff erhältst du auch von der Naturschutzgemeinschaft Sylt.

Weitere Infos zu meiner Wanderung um das Morsum-Kliff findest du hier.

Schafe, Meer & Heideblüten: Durch die Braderuper Heide

Sylt - Braderuper Heide

Im Osten der Insel, genauer gesagt zwischen Braderup und Kampen, erstreckt sich ein weitläufiges Heidegebiet, durch das sich zahlreiche kleine Wege schlängeln. Toll ist, dass man von diesen Wegen nicht nur eine traumhafte Aussicht über die üppigen Heideflächen genießen kann, sondern auch das Meer immer im Blick hat. Der perfekte Ort also für eine entspannte Wanderung.

Ich starte direkt an der Bushaltestelle in Braderup und laufe Richtung Strand. Schon von Weitem kann ich das Meer sehen. Ein Weg führt mich schon bald nach links in das Heidegebiet hinein. Nun geht es über hölzerne Treppen, Bohlenwege und schmale Pfade immer geradeaus.

Während ich so gemütlich vor mich hintrotte, stelle ich mir vor, wie es in der Braderuper Heide wohl im Sommer aussehen mag, wenn sich die Blüten wie ein lila Teppich über die Landschaft breiten. Doch auch jetzt hat die noch eher karge Heide ihren ganz besonderen Charme.

Ich genieße beim Wandern die Aussicht auf das Wattenmeer, die Salzwiesen und auf das wogende Schilf und erreiche schließlich das beliebte Künstlercafé Kupferkanne. Von hier geht es parallel zum bisher genommenen Weg mit Blick auf die Heide, Schafherden und den Kampener Leuchtturm wieder zurück zur Bushaltestelle …

Tipps & Infos

Startpunkt: Bushaltestelle Braderup | Länge: ca. 7 Kilometer | Dauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten | Schwierigkeit: mittel

Die Wanderung liegt in einem Naturschutzgebiet. Bleib bitte daher auf den ausgewiesenen Pfaden und pflücke unterwegs auch keine Pflanzen. Durch die Braderuper Heide führen verschiedene Wege, die kreuz und quer verlaufen. Du kannst deine Tour also je nach Lust und Laune verkürzen oder auch verlängern.

Auf sandigen Pfaden: Rotes Kliff und Uwe-Düne

Sylt - Rotes Kliff

Zwischen Wenningstedt und Kampen erstreckt sich das Rote Kliff, das vor allem in den Abendstunden seinem Namen alle Ehre macht, denn im Licht der untergehenden Sonne leuchtet das rötliche Gestein besonders schön. Auf diesem Kliff schlängelt sich ein Weg durch die Dünen, der über breite Holzbohlen und in einigen Abschnitten auch direkt über Sand verläuft. Unterwegs hat man eine traumhafte Aussicht hinunter auf das Meer und auf den Sylter Weststrand. Und wenn man schon einmal da ist, dann sollte man sich einen Abstecher hinüber zur nahe gelegenen Uwe-Düne nicht entgehen lassen.

Mit dem Bus fahre ich nach Wenningstedt. Am Parkplatz in der Berthin-Bleeg-Straße, der nur wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt liegt, starte ich zu meiner Wanderung und erreiche schnell den Strandübergang. Rechts geht es auch gleich hinauf auf den Bohlenweg, der mich nun eine Weile durch die Dünen führen wird.

Die Aussicht hinunter auf die Nordsee und die vielen bunten Strandkörbe ist einfach traumhaft. Über sandige Pfade und Bohlenbretter geht es immer weiter oberhalb des Kliffs entlang. Ich folge dem Weg bis zum Ende und biege dann nach rechts zur 52 Meter hohen Uwe-Düne ab. Schnaufend erklimme ich dort eine gigantische Holztreppe, erreiche eine große Aussichtsplattform und genieße die Aussicht auf die höchste natürliche Erhebung der Insel.

Anschließend geht es weiter nach Kampen und zum Quermarkenfeuer. Dort ziehe ich meine Schuhe aus und laufe am Strand zurück zum Startpunkt. Auf dem Weg dorthin kann ich das Rote Kliff nun von unten bewundern. Das Wandern im Sand ist ziemlich anstrengend und schnell melden sich meine Waden, dennoch bin ich ein wenig enttäuscht, als viel zu schnell der Strandübergang zum Parkplatz vor mir auftaucht …

Tipps & Infos

Startpunkt: Parkplatz Berthin-Bleeg-Straße | Länge: ca. 7 Kilometer | Dauer: 1 Stunde 50 Minuten | Schwierigkeit: mittel

Ich wurde zwar nicht danach gefragt, aber es kann gut sein, dass du eine Kurkarte vorzeigen musst, um zum Strand zu gelangen. Diese kannst du auch vor Ort am Strandübergang kaufen. Der Weg auf dem Roten Kliff ist einer der wenigen naturbelassenen Wege auf Sylt. Bleibe deshalb bitte auf dem ausgewiesenen Weg und betrete auf keinen Fall die angrenzenden Dünen.

Lister Ellenbogen: Zum nördlichsten Punkt Deutschlands

Sylt - Lister Ellenbogen

Vor einiger Zeit bin ich während meiner Steinbock-Tour, einer Bergwanderung entlang des Allgäuer Hauptkammes, am Haldenwanger Eck und am Grenzstein 147 vorbeigekommen, der die südlichste Stelle Deutschlands markiert. Nun bietet sich mir die Gelegenheit, am Lister Ellenbogen auf der schönen Insel Sylt die nördlichste Spitze Deutschland zu umrunden.

Von der Bushaltestelle am Weststrand ist es nur ein kurzes Stück durch die Dünen bis zum breiten Strand. Im feinen Sand ziehe ich meine Schuhe aus und knote sie mit den Schnürsenkeln an meinen Rucksack.

Immer der Küste nach Norden folgend, stapfe ich voran. Das Laufen im Sand ist ziemlich anstrengend, dafür bekomme ich unterwegs so einiges zu sehen: Seehunde, die sich auf den Wellen treiben lassen, etliche Vögel, Fischkutter bei der Arbeit und die Aussicht hinüber zur dänischen Insel Rømø ist auch nicht zu verachten. Und natürlich sehe ich auch das schon recht verwitterte Holzschild, das auf den nördlichsten Punkt Deutschlands hinweist (55 ° 3 ‚ 30 Nord 08 ° 24 ‚ 55 Ost).

Nachdem ich die Spitze umrundet habe, wandere ich durch die Dünen hinüber zur anderen Seite des Ellenbogens. Auf einem Parkplatz ziehe ich meine Schuhe wieder an, denn es geht nun auf einer kleinen Straße zurück zur Bushaltestelle am Weststrand.

Nach dem ganzen Sand ist der asphaltierte Weg angenehm zu laufen. Unterwegs komme ich an den beiden Leuchttürmen List-West und List-Ost vorbei, schaue einigen Kitesurfern in einer kleinen Bucht zu und versuche den unzähligen Schafen aus dem Weg zu gehen, die immer wieder blökend die Straße kreuzen …

Tipps & Infos

Startpunkt: Parkplatz/Bushaltestelle List Weststrand | Länge: ca. 13,5 Kilometer | Dauer: ca. 3 Stunden 5 Minuten | Schwierigkeit: mittel

Die Dünen bitte nur auf den ausgewiesenen Wegen betreten. Das Baden ist am Ellenbogen aufgrund der starken Strömung leider verboten und für Hunde gilt aufgrund der frei laufenden Schafe auf dem gesamten Ellenbogen Leinenzwang. Halte bitte auch mindestens 200 Meter Abstand zu am Strand ruhenden Seehunden.

Weitere Infos zu meiner Wanderung um den Lister Ellenbogen findest du hier.

Fazit: Sylt ist ein wahres Wanderparadies, eine wunderschöne Insel mit sehr vielen unterschiedlichen Landschaftsformen. Um diese auch genießen zu können, habe ich hier einige Tipps, wie du Sylt fernab von Schickimicki und großem Trubel erleben kannst:

  • Plane deine Reise in der Nebensaison und beachte dabei auch den Ferienkalender.
  • Wähle eine private Unterkunft und vermeide große Hotelkomplexe sowie die Inselorte Kampen, List und Westerland.
  • Besuche Restaurants und Cafés, die von Einheimischen besucht werden und die abseits der Touristen-Hotspots liegen.
  • Breche früh zu deinen Wanderungen und Besichtigungstouren auf. Die meisten Urlauber wollen nämlich ausschlafen und so sind Straßen, Strände und Wanderwege nicht überfüllt, vielleicht bist du sogar (wenigstens für einige Zeit) ganz alleine unterwegs.

Warst du auch schon einmal zum Wandern auf Sylt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Diese Reise war eigenfinanziert und enthält unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen und weitere werbende Inhalte. Mehr zum Thema Werbung auf meinem Blog liest du hier.

Mit der Nutzung des folgenden Kontaktformulars akzeptierst du die Datenschutzbestimmungen und erklärst dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten und Widerrufshinweise findest du in meiner Datenschutzerklärung.

Write A Comment