Die Königsstadt Fès, das religiöse, kulturelle und handwerkliche Zentrum von Marokko, ist die besterhaltene islamische Stadt in der arabischen Welt. Durch die Medina und ihrem farbenfrohen Labyrinth aus Gassen wehen verführerische Düfte von fremdartigen Gewürzen und orientalische Klänge, in den wuseligen Souks werden handgearbeitete Lederschuhe, Laternen und bunte Stoffe dargeboten. Die vielen Straßen und Gassen mögen zunächst verwirrend erscheinen, doch in ihnen bekommt man noch einen Einblick in das ursprüngliche Leben einer orientalischen Stadt – wie in einem Märchen aus 1001 Nacht!

Smile, you are in Fes!

Fès besteht heute aus drei Stadtteilen:

Die Altstadt (Fès el Bali/el Medina el Qadima) aus dem 9. Jahrhundert mit ihrem alten, arabischen Stadtkern, die seit 1981 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht.

Das neuere, islamisch geprägte Fès el Jédid der Meriniden-Herrscher (13. bis 15. Jahrhundert) mit dem jüdischen Viertel (Mellah) und dem imposanten Königspalast.

Sowie die Ville Nouvelle der französischen Besatzer mit ihren Amtsgebäuden, prachtvollen Boulevards, Kinos und Straßencafés.

Blick auf Fes

Bevor ich mich in das Getümmel der Medina stürze, möchte ich mir zunächst einmal einen Überblick verschaffen und mir die Stadt von oben anschauen. Am besten geht das von der Terrasse in der Nähe der zerfallenden Nekropole der Meriniden oder von der Festung Borj Nord, beide auf Hügeln oberhalb der Altstadt gelegen. Oben angekommen bietet
sich mir ein atemberaubender Ausblick auf Fès. In der Mitte – unschwer zu erkennen – steht die bedeutende Kairaouine-Moschee mit ihrem grünen Ziegeldach.

Stadttor in Fes

Ich betrete die alte Medina Fès el Bali durch das schöne Bab Boujeloud. Das im maurisch-andalusischen Stil erbaute Tor
ist mit blauen und grünen Mosaikkacheln verziert und wurde von den Franzosen während der Besetzung Marokkos im Jahr 1913 erbaut.

Medersa in Fes

Von hier führen zwei Straßen zum Souk el Attarin, die Talâa Seghira (Rue du Petit Talâa) und die interessantere Talâa Kebira (Rue du Grand Talâa). Ich folge der Talâa Kebira mit den kleinen Handwerksbetrieben und erreiche schon nach wenigen Schritten die Medersa Bou Inania, eine der schönsten und prächtigsten Koranschulen der islamischen Welt.

Medersa in Fes

Die Medersa Bou Inania wurde zwischen 1351 und 1357 erbaut und eindrucksvoll mit Stuckornamenten, Mashrabiyas (Gitterschirmen aus Zedernholz) und Zellij (Mosaikfliesen) geschmückt. Besonders schön ist der mit üppigen Ornamenten verzierte und mit Marmor gepflasterte Innenhof. Während die meisten Koranschulen nur eine einfache Gebetshalle haben, beherbergt die Medersa Bou Inania eine komplette Moschee innerhalb ihrer Mauern.

Fes

Jetzt geht es immer tiefer hinein in das Wirrwarr aus kleinen, verwinkelten Gassen. Nach einer Weile gelange ich zum Souk el Attarin im Herzen der alten Medina, wo früher die kostbarsten Waren – feine Stoffe, Seidengarne und Schmuck – verkauft wurden. Ich lasse mich einfach treiben, genieße die leuchtenden Farben und die vielen fremdartigen Gerüche.

Medina, Fes

Läden und Handwerksbetriebe säumen die teilweise überdachten Sträßchen – hier schaue ich den Kupfer- und Messingschmieden, den Drechslern und Tischlern, den Wollfärbern und Webern während der Arbeit über die Schulter.

Souk in Fes

Im weiteren Verlauf der Straße gibt es etliche Fondouks (Karawansereien) zu sehen. Hier aßen und schliefen die reisenden Kaufleute, lagerten ihre Waren und stellten ihre Tiere unter. Insgesamt soll es in der Stadt einmal 200 davon gegeben haben.

Vasen in Fes

Einen besonders schönen Fondouk aus dem 18. Jahrhundert, in dem heute das Holzhandwerk-Museum untergebracht ist, findet man am Place en Nejjarine. Hier befindet sich auch ein wunderschön verzierter Mosaikbrunnen mit Zedernholzdekor, der im 19. Jahrhundert von den Tischlern des angrenzenden Souks gestiftet wurde.

Souk in Fes

Ich laufe weiter durch die dunklen Gassen der Altstadt und kann schon bald das Minarett der Kairaouine-Moschee durch die Häuserschluchten erkennen. Neben der Großen Moschee von Algier und der Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist sie die drittgrößte Moschee Nordafrikas. Rund 20.000 Gläubige finden in ihrer Gebetshalle Platz.

Gebetshalle in Fes

Gegründet wurde sie im 9. Jahrhundert von Fatima el Feheri, der frommen Tochter eines reichen Kaufmanns aus Fès.
Für Nichtmuslime ist der Zutritt verboten. Am Eingangstor kann ich jedoch einen kurzen Blick auf die Brunnenbecken und den reich verzierten Innenhof erhaschen.

Mosaik in Fes

Ebenfalls nur Muslimen zugänglich ist ein weiteres bedeutendes Heiligtum der Stadt, die Zaouia und Grabstätte von Moulay Idriss II., zu der vor allem schwangere Frauen und Jungen, denen die Beschneidung bevorsteht, pilgern.

Hand of Fatima

Überall rund um den Place es Seffarin werden Minz-Blätter angeboten. Nicht ohne Grund, denn hier befindet sich der bunte Souk Sabbighin (Färber-Souk) mit den stinkenden, aber faszinierenden Gerbereien, die man sich am besten von einer der umliegenden Dachterrassen anschaut.

Leder-Souk in Fes

Ich betrete einen Lederladen mit unzähligen Taschen, Jacken und Schuhen in allen erdenklichen Farben und Formen.
Über eine schmale Treppe gelange ich zu einer Aussichtsterrasse. Ein beißender Gestank liegt in der Luft, der kaum auszuhalten ist. Schnell halte ich mir meine Minz-Blätter vor die Nase. Unter mir schwimmen die Felle von Schafen, Ziegen und Kamelen in bunten Lehmbottichen wie in einem riesigen Farbmalkasten. In Arbeitsgängen, die sich seit dem Mittelalter kaum verändert haben, werden die Tierhäute gesäubert, eingeweicht und gefärbt – eine absolute Knochenarbeit.

Gerberviertel in Fes

Zum Abschluss schaue ich mir in Fès el Jédid, der mittelalterlichen Neustadt, den mächtigen Königspalast mit seinen prunkvollen Eingangstoren an. Natürlich nur von außen, denn auch hier haben Besucher leider keinen Zutritt.
Die Sommerresidenz des Königs bleibt wie auch einige andere Bauwerke und Sehenswürdigkeiten der Stadt ein gut behütetes Geheimnis für mich.

Palast in Fes

Tipps & Infos

Die Medina ist sehr verwinkelt. Um die Orientierung in den schmalen Gässchen nicht zu verlieren, kann man sich einem offiziellen Stadtführer des Touristenbüros anschließen.

Vor allem an den größeren Stadttoren wird man oft von falschen Stadtführern (faux guides) angesprochen, die einem unbedingt die Sehenswürdigkeiten zeigen möchten und anschließend ein mehr als saftiges Honorar verlangen. Wenn man nicht zahlt, können sie ziemlich ungemütlich werden. In der Altstadt gibt es deshalb die Touristenpolizei – erkennbar an den roten Armbinden mit der weißen Aufschrift „Police Touristique“ – an die man sich im Notfall wenden kann.

Die Medersa Bou Inania hat täglich von 8:30 bis 15:30 Uhr (im Ramadan von 9 bis 16 Uhr) geöffnet.

In der Medina von Fes

Die Souks sind Mo-Sa von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Einige haben auch sonntags offen, andere schließen zum Freitagsgebet (mittags).

Aus Fès sollen die besten Babouches (Lederpantoffeln) stammen. Die schönsten werden aus Ziegenleder ohne sichtbare Stiche gefertigt. Kaufen kann man sie im großen Leder-Souk in der Rue ech Cherabliyyin. Gewürze, Kräuter und Duftessenzen findet man im Souk el Henna in der Nähe des Place en Nejjarine. Die für Fès so typische blau-weiße Keramik kauft man am besten direkt im Töpferviertel Ain Nokhbi.

In der Altstadt gibt es jede Menge Essensstände oder kleine Nischen mit Tischen und Hockern, wo man schnell eine Kleinigkeit essen kann. Besonders gemütlich fand ich das Café Clock (7 Derb el Magana, hinter dem Bab Boujeloud,
täglich ab 9 Uhr geöffnet).

Warst du auch schon einmal in Fès? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Meine Marokko-Rundreise war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.

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