Orientalische Klänge, der Duft von Gewürzen und ein Labyrinth aus engen Gassen – Marrakesch ist ein wahres Fest für die Sinne. Die „rote Stadt“, auch bekannt als „Perle des Südens“, gab Marokko einst seinen Namen. Gegründet wurde Marrakesch um 1070 vom almoravidischen Eroberer Youssouf ben Tachfine. Der Legende nach aß er so viele Datteln, dass aus den weggeworfenen Kernen ein großer Palmenhain, die Palmeraie, die man heute etwas außerhalb der Stadt besichtigen kann, entstand.

Marrakesch

Zwischen bunten Kissen und Kakteen habe ich es mir auf einer kleinen Dachterrasse gemütlich gemacht. Ich genieße mein Frühstück und den großartigen Blick über die Dächer der Altstadt von Marrakesch. In der Ferne kann ich die Berge des Hohen Atlas erkennen. Zwar noch etwas diesig und verschwommen so früh am Morgen, aber immerhin.

Unter mir auf dem berühmten Djemaa el-Fna, dem Platz der Gehängten, werden die ersten Stände aufgebaut. Tagsüber ist auf dem Platz nicht allzu viel los, es gibt vor allem Trockenfrüchte und frischgepresste Säfte zu kaufen. Erst am Abend, wenn es dämmert, beginnt das Schauspiel: Besucher kommen hier zusammen, um den Geschichtenerzählern zu lauschen, sich das Schicksal vorhersagen zu lassen oder um eine Kleinigkeit an einem der rauchigen Grillstände zu essen.

Blick von der Dachterrasse am Djemaa el-Fna

In der nahen Moschee ruft der Muezzin zum Gebet. Ich trinke meinen Café Nous-Nous aus, schnappe mir meine Tasche und mache mich auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Es ist an der Zeit mich in das bunte Gewusel der Souks zu stürzen.

Orangensaft am Djemaa e-Fna, Marrakesch

Am Ende des Djemaa el-Fna versteckt sich hinter einer mächtigen Stadtmauer die Medina, die Altstadt von Marrakesch,
mit ihren bunten Märkten, den Souks. Am Café de France führt mich ein schmales Sträßchen hinein in das Labyrinth aus verwinkelten Gassen, Verkaufsständen und kleinen Werkstätten.

Souk in Marrakesch

Berge von getrockneten Aprikosen, Feigen und Datteln liegen kunstvoll aufgetürmt zum Kauf bereit. Im ersten überdachten Teil des Souks werden hauptsächlich Trockenfrüchte und Nüsse, aber auch handgeflochtene Körbe und die für Marokko so typischen Sonnenhüte angeboten. Durch die Matten und Holzdächer fallen die Sonnenstrahlen und werfen lange Schatten auf den staubigen Boden.

Datteln auf dem Markt in Marrakesch

Dann gelange ich zu einem bogenförmigen Eingang, der mich zur Rue Souk Smarine, der Hauptallee des Souks, führt. Hier kann man Kleidung, Kaftane und orientalische Stoffe kaufen. Außerdem gibt es einige der besten Antiquitätenhändler der Medina, antiker Schmuck, die „Hand Fatimas“ in allen erdenklichen Größen und Ausführungen sowie schwere Berberketten.

Apotheke in Marrakesch

Einige Meter weiter münden zwei Gassen auf der rechten Seite in die Rahba Qedima, einen offenen Platz, der von Gewürz- und Apothekerständen gesäumt ist. Angeboten werden hier neben duftenden Gewürzen auch Kosmetik, Parfüm und allerlei Tröpfchen, gebraute Tränke und Tinkturen, die für beinahe jedes Leiden eine Heilung versprechen.

Mann im Färberviertel, Marrakesch

Am Ende des Platzes führt mich ein Durchgang in die Criée Berbère, den Berbermarkt, auf dem bis 1912 Sklaven verkauft wurden und wo heute vor allem Teppichauktionen stattfinden. Dahinter gabelt sich der Souk Smarine: Rechts geht es durch den Souk el-Kebir, den Leder-Souk zur Koranschule Ali ben Youssef, die ich mir später noch anschauen werde. Links geht es durch den Souk el Attarin und den Souk des Babouches, wo man die typischen marokkanischen Lederpantoffeln bekommt, zum Souk des Teinturiers, wo die Färber ihre bunte Wolle überall zum Trocknen aufhängen.

Unterwegs in den Souks von Marrakesch

Ich schlendere eine Weile durch die engen Gassen mit den tropfenden Wollbündeln und gelange zunächst in den Souk Chouari, dem Markt der Zimmerleute, und schließlich in den verqualmten Souk el-Haddadine, wo die Schmiede arbeiten und man wunderschöne orientalische Lampen und Laternen kaufen kann.

Jardin Majorelle in Marrakesch

Nach dem ganzen Trubel in den Gassen der Medina suche ich im schönen Jardin Majorelle ein wenig Ruhe und Erholung. Still ist es hier. Nur die Vögel zwitschern und ein prachtvoller Springbrunnen mit unzähligen Mosaiksteinchen plätschert leise vor sich hin. Der Garten wurde durch den französischen Maler Jacques Majorelle angepflanzt, der hier inmitten der Stadt eine wunderbare grüne Oase mit hohen Palmen, Bambus und Kakteen schuf.

Weitere Tipps und Infos zu meinem Besuch im Jardin Majorelle findest du hier.

Medersa in Marrakesch

Vom Jardin Majorelle ist es nicht allzu weit bis zur Medersa Ali ben Youssef, der größten Koranschule in Marokko.
Ich betrete die Medersa durch ein schlichtes Tor und wandle durch einen langen dunklen Gang bis ich zu einem großen,
in Sonnenlicht getauchten Innenhof gelange, der üppig mit farbigen Zellij-Mosaiken, Stuck, Zedernholzschnitzereien und Marmorplatten dekoriert ist. In der Mitte befindet sich ein Brunnenbecken für die im Koran vor dem Gebet vorgeschriebene rituelle Waschung. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es durch ein geschmücktes Portal zum Betsaal, der von einer schönen Zedernholzkuppel gekrönt wird.

Palais el-Bahia, Marrakesch

Heiß ist es und mir tun die Füße weh. Im schattigen Innenhof des Palais el-Bahia ruhe ich mich aus. Der königliche Palast, dessen Name „der Glitzernde“ bedeutet, wurde im 19. Jahrhundert durch Wesir Bou Ahmed erbaut, der hier angeblich mit seine vier Ehefrauen und 24 Konkubinen gelebt haben soll. Ich besichtige den Harem, die mit geschnitzten und bemalten Decken versehenen Empfangsräume und den Garten, der mit Zitronen- und Orangenbäumen, Jasmin, Bananenstauden und Dattelpalmen bepflanzt ist.

Mellha, Marrakesch

Dann schlendere ich eine Zeit lang durch die engen Gassen des jüdischen Viertels Mellah, schaue eher zufällig in einer kleinen Markthalle vorbei und mache mich auf den Weg zu den Saaditengräbern.

Gräber in Marrakesch

Die Saaditengräber (Tombeaux Saadiens) liegen direkt hinter der Kasbah-Moschee. Durch einen schmalen Gang, der sich rechts an der Moschee vorbeischlängelt, gelange ich zu den Mausoleen und den zahlreichen mit bunten Kacheln verzierten Grabplatten.

Gräber in Marrakesch

In den prachtvollen, im 16. Jahrhundert erbauten Mausoleen wurden die Herrscher der Saadier-Dynastie (1549 bis 1664) beigesetzt. Sultan Moulay Ismail ließ die Gräber ein Jahrhundert später von einer hohen Stampflehmmauer umschließen, später waren sie „verschwunden“, bis die Franzosen sie 1917 zufällig wieder entdeckten.

Rotes Tor in Marrakesch

Besonders sehenswert ist das mit Zedernholzdecken und Marmorsäulen geschmückte Mausoleum von Ahmad al-Mansūr, dem fünften Sultan der Saadier-Dynastie, der hier im zentralen Saal, umgeben von seinen Söhnen, bestattet wurde.

Wasserträger in Marrakesch

Ich laufe an der roten Stadtmauer entlang und komme an einem Friedhof und dem Stadttor Bab Agnaou vorbei. Die Sonne brennt erbarmungslos auf mich hinunter. Doch schon bald kann ich das 70 Meter hohe Minarett der Koutoubia-Moschee, Marrakeschs bekanntestes Wahrzeichen, erkennen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Djemaa el-Fna.

Djemaa el-Fna, Marrakesch

Der Platz füllt sich langsam. Die ersten Essensstände werden mit geschnippeltem Gemüse und Fleischspießen dekoriert,
die hier später über dem offenen Feuer gegrillt werden. Ich kaufe mir einen Becher frischgepressten Orangensaft und beobachte das bunte Treiben. Wasserträger schlendern mit ihren bunten Hüten umher, Hennamalerinnen verschönern Touristen mit kleinen vergänglichen Tattoos und Musiker bauen ihre Instrumente auf …

Henna Tattoo, Marrakesch

Dann ist es soweit und das Spektakel beginnt. Nach Einbruch der Dämmerung erscheinen die Schlangenbeschwörer,
Tänzer und Akrobaten. Die Garküchen fangen an zu brutzeln. Der Platz ist nun erfüllt von dem überwältigenden Lärm der Trommeln und Flöten. Ich kämpfe mich durch die Rauchschwaden und bestelle mir an einem Stand eine Schüssel Harira, eine Linsensuppe mit Tomaten, Zwiebeln, Rindfleisch und frischen Kräutern. Zum Abschluss gönne ich mir auf der Dachterrasse des Café de France ein Glas thé à la menthe und genieße bei Sonnenuntergang noch einmal den großartigen Blick über die Medina und die Berge des Hohen Atlas.

Bude auf dem Djemaa el Fna, Marrakesch

Tipps & Infos

Die Medina und der Djemaa el-Fna verändern sich im Laufe des Tages immer wieder, sodass es sich lohnt, zu unterschiedlichen Zeiten hinzukommen. Auf dem Djemaa el-Fna sollte man immer etwas Kleingeld für die Straßenkünstler bereithalten, besonders wenn man das bunte Treiben auch fotografieren möchte. Sollte es zu Problemen kommen, kann man sich an die Touristenpolizei (Police Touristique) auf dem Platz wenden.

Der Jardin Majorelle in der Avenue Yacoub al-Mansour ist im Sommer täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr geöffnet; im Winter von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr.

Verkaufsstand auf dem Djemaa el Fna, Marrakesch

Die Medersa befindet sich am Place Ben Youssef, am Ende des Souk el-Kebir und hat täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Die Schuhe darf man während der Besichtigung anbehalten, jedoch sollte man, um Respekt zu zeigen, auf korrekte Kleidung achten.

Den ehemaligen Wesirpalast el-Bahia und das Museum in der Rue Bab Rhemat kann man täglich von 8:30 bis 11:45 Uhr und von 14:30 bis 17:45 Uhr besichtigen. Bei Anwesenheit der königlichen Familie ist die komplette Anlage geschlossen.

Die Saaditengräber am Bab Agnaou sind Mi-Mo von 9 bis 11:45 Uhr und von 14:30 bis 19 Uhr (im Winter bis 18 Uhr) geöffnet.

Warst du auch schon einmal in Marrakesch? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Meine Marokko-Rundreise war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.

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