Olivenhaine, knorrige Korkeichen und karge Sträucher – sacht wische ich mit meinem dünnen Schal den feinen Staub von der Scheibe und schaue auf die vorbeiziehende Landschaft. Die Fahrt mit dem Bus führt zunächst durch die Täler des Rif-Gebirges, kurze Zeit später folgen weite Ebenen mit goldenen Getreidefeldern. Eigentlich bin ich ja unterwegs nach Meknès, doch auf dem Weg dorthin befindet sich die antike Ausgrabungsstätte Volubilis, die ich unbedingt besichtigen möchte.

Volubilis Säulen

Volubilis

Die gut erhaltene römische Ausgrabungsstätte Volubilis nahe der Königsstadt Meknès liegt am Fuße des Jebel Zerhoun, einem kleinen Bergmassiv am südlichen Ende des Rif-Gebirges. Sie gehört zu den schönsten archäologischen Stätten Nordafrikas und wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Von den Berbern wird sie auch „Oualili“ genannt,
nach dem Oleander, der ganz in der Nähe in einem trockenen Flussbett blüht.

Volubilis

Volubilis war in der Antike eine Stadt von großer Bedeutung und hatte bis zu 10.000 Einwohner. Als entlegener Außenposten des Römischen Reiches erlebte sie im 2. und 3. Jh. n. Chr. ihre Blütezeit und erlangte vor allem durch den regen Handel mit Korn und Olivenöl, aber auch mit dem Verkauf von wilden Tieren wie Löwen und Elefanten, die zur Unterhaltung der Zuschauer in die Arenen nach Rom gebracht wurden, großen Wohlstand.

Berberstämme versuchten im Laufe der Zeit immer wieder in das römische Gebiet vorzudringen und schafften es schließlich Ende des 3. Jh. n. Chr. Volubilis zu erobern. Der eigentliche Niedergang der Stadt begann jedoch erst nach der Gründung von Fès durch Moulay Idriss I., blieb zunächst aber noch in gutem Zustand, bis Moulay Ismail für den Bau von Palästen den Marmor in der Römerstadt plünderte. Weitere Schäden kamen durch das Erdbeben von Lissabon 1755 hinzu.

Volubilis Führung

Meine Führung durch die Ruinen der Römerstadt beginnt direkt am Haupteingang. Über breite Straßen und Alleen geht es an Villen vorbei, die nach ihren Mosaiken benannt wurden. Die größte ist das Haus des Orpheus mit einem gut erhaltenen Mosaikboden, der Orpheus mit Leier, Delphine und die Meeresgöttin Amphitrite zeigt. Daneben befinden sich die großen Gallienus-Thermen. Weiter geht es zum Forum und zur imposanten Basilika, einer Gerichtshalle aus dem 3. Jahrhundert.
Auf einer kleinen Anhöhe steht das Kapitol mit seinen eleganten korinthischen Säulen. Es ist den Göttern Juno, Minerva und Jupiter geweiht. Rund um Volubilis sind noch einige Überreste der einstigen Stadtmauer zu erkennen.

Mosaik in Volubilis

Weiter nördlich gelange ich zum Haus des Desultor und zu den größten Bädern der Stadt, die wohl Kaiser Hadrian erbauen ließ. Ich Blicke zurück durch das Tanger-Tor in Richtung Südwest; zu beiden Seiten der ehemals von Geschäften gesäumten Hauptstraße Decumanus Maximus befanden sich die Villen der reichen Bürger. Am Ende ist der schöne Triumphbogen zu sehen, der zu Ehren Kaiser Caracallas errichtet wurde.

Triumphbogen in Volubilis

Moulay-Idriss

Während ich nach meiner Führung noch eine Weile durch die Ruinen der antiken Ausgrabungsstätte schlendere,
fällt mein Blick immer wieder auf die kleine Stadt Moulay-Idriss, die wenige Kilometer entfernt auf einer Bergkuppe
des Zerhoun-Massivs thront.

Moulay-Idriss ist die heiligste Stadt Marokkos und ein bedeutender Wallfahrtsort. Im August versammeln sich hier Pilger aus ganz Marokko zum größten Moussem des Landes, einem religiösen Fest mit Tanz, Musik und orientalischen Köstlichkeiten. Auch wenn das Mausoleum des Staatsgründer Idriss I. und die historische Koranschule Idriss Medersa Nichtmuslimen verschlossen bleibt, lohnt sich ein Bummel durch die weiße Stadt am Hang mit ihrem Labyrinth aus steilen Gassen.

Mosaik in Volubilis

Tipps & Infos

Eine gebuchte Führung zu den Highlights des Ruinenfeldes dauert ungefähr eine Stunde. Wenn du danach noch ein wenig herumschlendern und fotografieren möchtest, benötigst du insgesamt für die Besichtigung in etwa 2 Stunden.

Die archäologische Stätte bietet kaum Schatten, deshalb solltest du genügend Wasser mitnehmen, Sonnenschutzmittel auftragen und am besten auch einen Hut oder eine Kappe tragen.

Meide, wenn möglich, die Mittagshitze. Morgens und abends hast du sowieso das bessere Licht zum Fotografieren.

Blick auf Volubilis

Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten sind beschriftet und Pfeile zeigen einen Rundweg an.

In Volubilis sind vor allem die Überreste römischer Villen, Säulen, Bögen und Mosaike zu bestaunen.
Die wichtigsten Funde, darunter Bronzestatuen und Büsten, sind im Archäologischen Museum in Rabat ausgestellt.

Torbogen Volubilis

In Volubilis kannst du wunderbar picknicken, aber es gibt dort auch ein kleines Café-Restaurant, das frischen Minztee,
kalte Getränke und herzhafte Tajines serviert.

Die Ausgrabungsstätte ist täglich von 8:30 Uhr bis 60 Minuten vor Sonnenuntergang geöffnet.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 70 Dh (ungefähr 6,50 €).

Volubilis liegt etwa 31 Kilometer nördlich von Meknès. Es gibt eine Busverbindung von Meknès nach Moulay-Idriss.
Von dort kannst du dann mit einem Taxi die letzten 5 Kilometer bis nach Volubilis zurücklegen. Während der Fahrt
dorthin gibt es viele Störche zu beobachten, die hier ihre Nester zum Überwintern auf die Strom- und Telefonmasten
am Straßenrand gebaut haben.

Warst du auch schon einmal in Volubilis? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Meine Marokko-Rundreise war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.

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