Was ist wohl das Gefährlichste, das dir beim Wandern und Trekken in Wald und Flur begegnen kann? Ein Triebtäter, eine Rotte Wildschweine oder Hirsche während der Brunftzeit? Äh, falsch! Die Antwort mag dich vielleicht überraschen, doch es sind tatsächlich Zecken, die so richtig gefährlich werden können. Die kleinen Biester lauern im hohen Gras oder im Gebüsch und können im schlimmsten Fall Krankheiten wie FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder Borreliose übertragen –
ich kann ein Lied davon singen!

Zecke auf einem Blatt

Gleich nach dem Aufwachen fing es an. Die kleine Vertiefung zwischen meinem Schlüsselbein und Hals war leicht gerötet.
Es kribbelte und juckte entsetzlich, sehen konnte ich – bis auf die leichte Rötung – allerdings nichts. Erst einige Stunden später habe ich sie dann entdeckt: eine Zecke. Winzig klein und auf den ersten Blick kaum zu erkennen. „Komisch“, dachte ich noch, denn ein Zeckenstich juckt eigentlich nicht. Bevor die Zecke anfängt, Blut zu saugen, gibt sie mit ihrem Speichel ein leichtes Betäubungsmittel ab. Das macht die Einstichstelle unempfindlich gegenüber Schmerz und der Betroffene merkt den Parasiten bei seiner Arbeit überhaupt nicht.

Zeckenstich? Ja, genau: Entgegen der verbreiteten Meinung beißen Zecken nämlich nicht, sie stechen. Statt Ober- und Unterkiefer haben sie eine Art Saugapparat (Hypostom). Mit diesem saugen sie aus der zuvor mit ihren Mundwerkzeugen angeritzten Haut das Blut. Natürlich habe ich die Zecke sofort entfernt, den Einstich desinfiziert und mit einer Salbe behandelt. Damit war die Sache eigentlich für mich erledigt. Tja, eigentlich …

Einige Tage später, ich hatte den Vorfall schon fast vergessen, bemerkte ich, dass die Einstichstelle heiß und geschwollen war. Drumherum hatte sich ein roter kreisförmiger Fleck gebildet. Zunächst dachte ich, dass die Rötung vielleicht vom häufigen Kratzen kommt, denn die Stelle juckte noch immer wie verrückt. Doch als sie am nächsten Tag beinahe doppelt so groß war und sich mittlerweile von der Schulter bis zum Brustansatz ausgebreitet hatte, bin ich dann doch lieber zum Arzt gegangen. Die Diagnose war schnell gestellt: Borreliose!

Borreliose

Borreliose & FSME

Dieses kleine Mistvieh hatte mich also mit Borreliose-Bakterien infiziert. Doch was ist Borreliose eigentlich?
Welche Symptome treten nach einer Infektion auf? Und wie wird man die Borreliose-Bakterien wieder los?

Borrelien, so nennt man die Borreliose-Bakterien, können ganz unterschiedliche Infektionskrankheiten auslösen.
Die Lyme-Borreliose kommt am häufigsten vor. Sie wird von einem spiralförmigen Bakterium, dem „Borrelia burgdorferi“, ausgelöst und meist von Zecken über den Stechrüssel beim Saugvorgang auf den Menschen übertragen. Krankheitsverlauf und Symptome gestalten sich von Mensch zu Mensch allerdings sehr unterschiedlich, deshalb lässt sich eine Borreliose-Infektion nicht immer gleich als solche erkennen.

Man unterscheidet drei Stadien mit typischen Symptomen:

Stadium I: Die Frühborreliose

Das Stadium I kann bereits wenige Tage nach dem Zeckenstich beginnen oder bis zu drei Monate danach auftreten.
Typische Symptome sind:

  • Wanderröte (Erythema migrans): Ein geröteter Fleck, der sich rund um die Einstichstelle ausbreitet, immer größer wird und irgendwann meist spontan wieder verschwindet. Üblicherweise ist die Wanderröte am Rand dunkler als in der Mitte. Ich habe gelesen, dass die Wanderröte weder zu Schmerzen noch zu Juckreiz führt. Bei mir war das nicht so! Sie zog sich bei mir vom Brustansatz bis über die Schulter. Die Stelle war geschwollen, heiß, schmerzte und hat sich angefühlt wie ein ganz fieser Sonnenbrand.
  • Schwäche
  • Kopf-, Gelenk-, Muskelschmerzen
  • Lymphknotenschwellungen
  • Fieber
  • Übersteigerte und ungewöhnliche Reizbarkeit
  • Bindehautentzündung

Stadium II: Das frühe disseminierte Stadium

Das Stadium II ist von grippeähnlichen Symptomen geprägt. Sie treten wenige Monate nach dem Zeckenstich auf und betreffen neben der Haut auch die Organe.

  • Erkrankung des Nervensystems (Neuroborreliose): Das zweite Stadium ist anhand einer Hirnhaut- und Nervenwurzelentzündung zu erkennen. Lähmungen, Schmerzen und neurologische Ausfälle treten auf. Die Beschwerden haben ihren Ursprung in den Nerven des Rückenmarks. Weiterhin kann ein einzelner Körpernerv oder auch ein Gesichtsnerv gelähmt sein. Dies führt zu einem einseitig herabhängenden Mundwinkel.
  • Herzbeutel- und Herzmuskelentzündung: Lösen Herzrhythmusstörungen aus.
  • Entzündung der Augen: Davon ist vor allem die mittlere Augenhaut betroffen.
  • Beeinträchtigung des Bewegungsapparates
  • Hauterscheinung (Lymphadenosis cutis benigna): Die Haut schwillt an und es entstehen rot-bläuliche Flecken an Ohrläppchen, Brustwarzen oder auch am Hodensack.
  • Beeinträchtigung der Psyche

Stadium III: Das Spätstadium

Das Stadium III tritt erst Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich ein. Typische Symptome sind:

  • Lyme-Arthritis: Schubweise oder chronisch verlaufende Gelenkentzündung, die einzelne oder gleich mehrere Gelenke betrifft. In den meisten Fällen sind die Kniegelenke befallen. Es kommen Schmerzen der Sehnen und Muskeln hinzu.
  • Nerven: Diese können weiter zu Schaden kommen. In schlimmen Fällen sind Teile des Körpers gelähmt.
  • Hauterscheinung: Die Haut an Füßen und Händen wird bläulich und sehr dünn.
  • Stimmungsschwankungen
  • Wesensveränderungen
  • Chronische Erschöpfung
Antibiotika gegen Borreliose

Gegen Borreliose gibt es bisher keine Impfung, allerdings kann die Infektion mit einem starken Antibiotika behandelt werden, das über mehrere Wochen eingenommen werden muss. Je früher diese Behandlung beginnt, desto besser sind
die Heilungschancen.

Nicht zu verwechseln ist eine Borreliose mit der ebenfalls durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine durch ein Virus hervorgerufene Erkrankung, die mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und in schlimmeren Fällen mit einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten verläuft. Im Gegensatz zur Borreliose kann eine Frühsommer-Meningoenzephalitis jedoch durch eine Impfung („Zeckenimpfung“) häufig verhindert werden.

So schützt du dich vor Zecken

Zecke auf einer Blume

Am besten kannst du dich natürlich vor einer Infektion mit FSME-Viren oder Borreliose-Bakterien schützen, wenn du erst gar nicht von einer Zecke gestochen wirst.

Die Zeckensaison, in der Schutz vor Zecken besonders wichtig ist, beginnt eigentlich im Frühjahr und dauert bis in den späten Herbst hinein. Da die Winter aber immer milder werden und das Thermometer selten unter null Grad fällt, gehen Zecken mittlerweile das ganze Jahr über auf die Jagd. Es ist also wichtig, dass du dich während und auch nach deinem Aufenthalt in der Natur gründlich nach Zecken absuchst. Zecken mögen es gerne warm, dunkel und feucht.
Deshalb solltest du immer in den Achselhöhlen, den Kniekehlen und im Genitalbereich nach ihnen Ausschau halten.

Vor allem die richtige Kleidung kann dabei helfen, das Risiko eines Zeckenbefalls deutlich zu reduzieren.

  • Wähle enganliegende Kleidung, die möglichst viel Körperfläche bedeckt (z. B. lange Wanderhosen, Leggings, langärmelige Shirts und festes Schuhwerk). Nur so kannst du verhindern, dass sich Zecken an deiner Haut festkrallen.
  • Stecke die Hose in die Socken. Das sieht zwar ziemlich dämlich aus, doch so können wenigstens keine Zecken unter das Hosenbein krabbeln.
  • Trage helle Kleidung, denn darauf erkennst du die schwarzbraunen Biester besonders schnell und kannst sie unterwegs abzupfen.

Anti-Insektensprays wirken in gewissem Umfang auch gegen Zecken; nach einiger Zeit lässt die Wirkung allerdings nach. Deshalb solltest du es griffbereit im Rucksack haben und den Schutz hin und wieder auffrischen. Besonders wenn du unterwegs viel schwitzt. In vielen Sprays ist der Wirkstoff Diethyltoluamid – kurz DEET – enthalten, der zwar zu den wirksamsten Insektenabwehrstoffen zählt, aber auch das Gewebe deiner Funktionskleidung schädigen kann.
Daher solltest du vorsichtig damit umgehen und versuchen, das Mittel nicht auf deine Kleidung zu sprühen.

Was tun bei Zeckenstichen?

Zecke

Wenn es dich doch erwischt hat und du einen Zeckenstich bemerkst, solltest du sofort handeln, denn je schneller du die Zecke entfernst, desto geringer ist das Risiko einer Ansteckung mit Viren oder Bakterien. Besonders Borrelien können nur übertragen werden, wenn die Zecke mehr als zwölf Stunden am Körper gesessen hat. Folgendes ist dabei zu beachten:

  • Benutze zum Herausziehen auf keinen Fall die Finger, sondern lieber eine Pinzette, Zeckenschlinge- oder karte.
  • Greife die Zecke so dicht an der Haut wie möglich und ziehe sie behutsam heraus.
  • Drehe die Zecke beim Herausziehen nicht und fasse sie auch nicht hinten am Körper an, denn so können Speichel und Darminhalt mit möglichen Krankheitserregern in die Wunde gepresst werden.
  • Reinige und desinfiziere die Wunde.
  • Manchmal bleibt der Saugapparat der Zecke in der Haut stecken. Meistens werden diese Überreste nach einigen Tagen vom Körper abgestoßen, sie können sich aber auch entzünden. Dann musst du sie von einem Arzt entfernen lassen.

In den nun folgenden Wochen solltest du die Einstichstelle genau beobachten. In den ersten zwei, drei Tagen nach dem Entfernen der Zecke kann die Haut leicht gerötet sein, ähnlich wie bei einem Mückenstich. Das ist normalerweise völlig harmlos. Nur wenn die Rötung nach drei Tagen nicht verschwunden ist und sich weiter ausbreitet oder wenn grippeähnliche Symptome auftreten, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Mythen & kuriose Ratschläge

Zecken im Wald

Zecken fallen nicht, wie so oft behauptet, von Bäumen herab. Biologisch gehören sie zwar zu den Spinnentieren, aber von Bäumen abseilen können sie sich nicht. Sie lauern vor allem im hohen Gras, auf Laub oder im Geäst und warten dort auf ihre Opfer.

Eine Impfung schützt dich nicht umfassend vor Zecken und Krankheitserregern. Du kannst dich zwar, wie bereits erwähnt, gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen lassen, nicht aber gegen Borreliose. Suche dich deshalb (trotz Impfung) während und nach jedem Outdoor-Abenteuer gründlich ab und ergreife die oben genannten Maßnahmen zum Schutz vor Zecken.

Es kursieren die merkwürdigsten Ratschläge, wie man Zecken am besten entfernen kann. Eine oft genannte Methode ist das Beträufeln der Zecke mit Öl, Alkohol, Kleber oder Nagellackentferner vor dem Herausziehen. Das solltest du aber nicht tun, denn es besteht dabei die Möglichkeit, dass die Zecke FSME-Viren oder Borreliose-Bakterien ausschüttet und genau das möchte man ja eigentlich verhindern.

Hast du vielleicht noch einige Tipps gegen Zecken für mich? Immer her damit! Schreib sie mir einfach in die Kommentare.

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