„Was willst du denn in Luxemburg Stadt?“, fragt mich meine Freundin mit verblüfftem Gesicht, als ich ihr von meinen Reiseplänen erzähle. „Da ist es doch stinklangweilig!“ Verwundert schaue ich sie an.

Gut, Luxemburg Stadt ist vielleicht nicht so hip und aufregend wie New York, London oder Tokio.
Es gibt keine schrillen Szene-Viertel mit quietschbunten Läden, keine meterhohen Leuchtreklamen und auch keine Polizeiautos, die mit heulenden Sirenen durch die Straßen jagen und einem dieses gewisse Big-City-Feeling vermitteln.

Die Stadt hat aber durchaus einiges zu bieten: historische Gemäuer, tolle Museen, verträumte Gassen mit abgewetztem Kopfsteinpflaster, kleinen Boutiquen und jede Menge Pâtisserien mit einer unglaublichen Auswahl an leckeren Törtchen, Schokoladen und Pralinen.

Gemütlichkeit und Genuss statt Hektik und Trubel. Einfach mal durch die Straßen flanieren, für kurze Zeit dem Alltagstrott entfliehen und die Seele baumeln lassen. Luxemburg Stadt scheint geradezu ideal für eine kleine Auszeit zu sein.

Stinklangweilig? Na, das wollen wir doch erst mal sehen!

(M)ein Tag in Luxemburg Stadt

Dunkle, regenschwere Wolken, der Himmel rauchgrau – meine Ankunft in Luxemburg Stadt habe ich mir eigentlich etwas freundlicher vorgestellt. Als ich aus dem Bus steige peitscht mir der Wind ins Gesicht. Schnell schließe ich den Reißverschluss meiner Jacke und stelle den Kragen auf. Den Regenschirm habe ich vorsichtshalber griffbereit in die kleine Außentasche meines Rucksacks gesteckt. Vom Parkplatz aus kann ich bereits einen ersten Blick auf die schöne Adolphe-Brücke und den Parcs de la Pétrusse werfen. Sieben Stunden habe ich jetzt, um die Stadt zu erkunden. Los geht’s!

Die Adolphe-Brücke
Adolphe-Brücke

Place de la Constitution & Gëlle Fra

Mein Rundgang durch die Stadt beginnt nur wenige Meter vom Busparkplatz entfernt am Place de la Constitution.
Hier wurde 1923 zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Luxemburger Soldaten das Mahnmal “Gëlle Fra” (Goldene Frau) errichtet. Durch die Nazis zerstört und erst 1984 wieder umfassend restauriert, symbolisiert das Mahnmal heute die Freiheit und den Widerstand des Luxemburger Volkes. Während ich versuche mit der Kamera die kleine güldene Frauengestalt am oberen Ende der schmalen Steinsäule einzufangen, fallen mir die ersten dicken Regentropfen ins Gesicht. Schnell schließe ich mich einer Gruppe Passanten an und eile mit ihnen gemeinsam über die Straße zur Kathedrale unserer lieben Frau von Luxemburg.

Die Goldene Frau und das Denkmal der Großherzogin Charlotte
Die Gëlle Fra & das Denkmal der Großherzogin Charlotte

Kathedrale unserer lieben Frau von Luxemburg

Durch das Marienportal gelange ich in die Kathedrale. Hinter mir fällt das schwere Eingangstor krachend ins Schloss.
Im selben Augenblick fängt es draußen an, wie aus Kübeln zu schütten. Ich setze mich auf eine Bank und wische mir die Tropfen aus dem Gesicht. Von außen prasselt der Regen gegen die bunten Scheiben. Jetzt heißt es abwarten!
In aller Ruhe schaue ich mir die beinahe mystisch beleuchtete Kathedrale an.

Mariendom Luxemburg
Der Mariendom – auch Kathedrale unserer lieben Frau von Luxemburg genannt

Etwa zwanzig Minuten später fallen helle Strahlen durch die hohen Fenster. Und tatsächlich, als ich einen Blick durch das reich verzierte Hauptportal nach draußen werfe, scheint die Sonne!      

Das Deckengewölbe im Mariendom
Deckengewölbe im Mariendom

Chemin de la Corniche – Der schönste Balkon Europas

Vorbei am Denkmal der Großherzogin Charlotte laufe ich jetzt zur Corniche, dem angeblich „schönsten Balkon Europas“.
Von hier hat man eine tolle Aussicht von der Oberstadt hinunter in den mittelalterlichen Stadtteil Grund.
Denn was Luxemburg so interessant macht, ist die Aufteilung.

Blick auf den Grund
Blick in den Grund und auf die Abtei Neumünster

Die elegante Oberstadt mit den imposanten Bauwerken, dem Großherzoglichen Palast und den weitläufigen Plätzen liegt jetzt hinter mir. Vor mir oder vielmehr unter mir befindet sich die fast dörflich anmutende Unterstadt mit den Stadtteilen Grund, Clausen und Pfaffenthal.

Chemin de la Corniche
Chemin de la Corniche – grandiose Ausblicke vom schönsten Balkon Europas

Die Bock-Kasematten

Am Ende des Chemin de la Corniche erreiche ich schon bald den Bockfelsen.
Jetzt wird es dunkel und hoffentlich nicht gar zu eng. Ich werde nämlich die unter dem Felsen liegenden Kasematten besuchen. Die ehemalige Verteidigungsanlage zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an. Schon Napoleon Bonaparte soll hier einst durch die unterirdischen Gänge gewandelt sein.

Kanonen in den Bock-Kasematten
Ein Ausflug in die Bock-Kasematten

Meine anfängliche Beklemmung lässt schnell nach. Die in den Felsen gehauenen Höhlen und Gänge sind zum Glück beleuchtet und durch die Schießscharten fällt viel Licht ins Innere. Von hier hat man auch eine schöne Aussicht auf den Grund und die Abtei Neumünster. Dennoch bin ich ganz froh, als ich über eine Wendeltreppe zum Ausgang gelange.        

Die Bock-Kasematten
Unterirdische Gänge in den Bock-Kasematten

Ein Bummel durch die Gassen & der Großherzogliche Palast

Ohne Eile flaniere ich jetzt durch die Gassen und lasse mich einfach treiben.
Am Fischmarkt vorbei und durch die Passage du Palais gelange ich schon bald zum Großherzoglichen Palast.

Am Fischmarkt
Passage du Palais

Ich verweile einige Minuten vor dem Palais und betrachte die märchenhaften Türmchen und Giebel.
Das Stadtschloss dient heute hauptsächlich Repräsentationszwecken und kann in den Sommermonaten besichtigt werden. Da aber meine Zeit etwas knapp bemessen ist, entscheide ich mich gegen einen Besuch. Außerdem bin ich bereits abgelenkt und habe meine volle Aufmerksamkeit dem gegenüberliegenden Chocolate House gewidmet.

Großherzoglicher Palast
Der Großherzogliche Palast

Platz Guillaume II und ein Besuch im Kaempff-Kohler

Weiter geht es zum Place Guillaume II, der im Volksmund auch „Knuedler“ genannt wird. Neben dem Rathaus gibt es auf diesem weitläufigen Platz jede Menge Restaurants, Cafés und kleine Pâtisserien. Luxemburg Stadt soll ja ein wahrer Hotspot für Genießer sein. Also der perfekte Ort für ein Schlemmermäulchen wie mich!

Kaempff-Kohler Luxemburg
Die Konditorei Kaempff-Kohler

An der Schaufensterscheibe der Konditorei Kaempff-Kohler drücke ich mir die Nase platt. Vor mir liegen appetitlich angerichtete Törtchen in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, Formen und Farben! Außerdem jede Menge Pralinen, Schokotäfelchen und bunte Macarons. Es ist höchste Zeit für eine Pause!

Macarons
Macarons in allen Farben des Regenbogens

Rue du Nord & Place du Théâtre

Nach einer ordentlichen Stärkung laufe ich durch die schöne Rue du Nord. Das enge Gässchen mit seinen bunten Hausfassaden, den schnuckeligen Cafés und den kleinen Boutiquen hat wirklich Flair!

Rue du Nord Luxemburg
Die schöne Rue du Nord

Jetzt bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Die Abfahrt naht. Zum Abschluss umrunde ich den Place du Théâtre und mache mich dann auf den Rückweg zum Busparkplatz. Als ich an der Pâtisserie Oberweis vorbeikomme, kann ich einfach nicht widerstehen und kaufe schnell noch etwas Süßes für die Heimfahrt.

Retrovolver Luxemburg
Second-Hand-Shop am Place du Théâtre

Während ich im Bus mein letztes Törtchen verdrücke, lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren. Ich habe innerhalb kürzester Zeit unglaublich viel gesehen und das ganz ohne Hektik. Entspannt lehne ich mich zurück.
Stinklangweilig? Nein, ganz im Gegenteil! Luxemburg Stadt war einfach … bezaubernd!

Tipps & Infos

Um nach Luxemburg zu gelangen, muss man nicht unbedingt in den Flieger steigen. Die Anreise mit Bus und Bahn ist unkompliziert, schnell und relativ günstig. Manchmal bieten auch kleine, ortsansässige Busunternehmen in der eigenen Umgebung günstige Tagesausflüge – sogenannte Minitrips – nach Luxemburg Stadt an. Meist enthalten solche Angebote eine kleine Stadtführung mit anschließender Freizeit, in der man die Stadt auf eigene Faust erkunden kann.

Für alle die nicht gut zu Fuß sind und/oder auch sehr viele Sehenswürdigkeiten besichtigen möchten, empfiehlt sich die Luxembourg-Card. Für ein Tagesticket von 13 Euro kann man die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und hat freien Eintritt zu mehr als 60 Museen und touristischen Attraktionen.

Ab dem 1. März 2020 können alle öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg kostenlos genutzt werden.

Die Bock-Kasematten haben von Anfang März bis Ende Oktober geöffnet. Einlass ist von 10 Uhr bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 3 €. Weitere Infos gibt es hier!

Warst du auch schon einmal in Luxemburg Stadt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Dieser Ausflug war eigenfinanziert und enthält unbezahlte Werbung durch Markennennung/Markenerkennung, persönliche Empfehlungen und weitere werbende Inhalte. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog erfährst du hier.

Mit der Nutzung des folgenden Kontaktformulars akzeptierst du die Datenschutzbestimmungen und erklärst dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten und Widerrufshinweise findest du in meiner Datenschutzerklärung.

Write A Comment