Früh am Morgen, wenn sich die ersten Sonnenstrahlen des Tages wie Gold auf die seichten Wellen des Ganges ergießen und die Gläubigen ein Bad nehmen, liegt ein ganz besonderer Zauber über Varanasi.

Die Stadt, die auch Benares oder Kashi, die Leuchtende, genannt wird, ist eine der ältesten Städte Indiens und gilt als heiligste Stätte des Hinduismus.

Durch ihre verwinkelten Gassen winden sich unaufhörlich Bestattungsprozessionen hinunter zu den Verbrennungsplätzen am Fluss. Frauen trocknen ihre leuchtenden Saris in der aufgehenden Sonne und Pilger umrunden die unzähligen Tempel.

Varanasi

Sadhus und Sanyasis, heilige Männer, die der Welt und ihren irdischen Freuden entsagt haben, sitzen in verblichenen, orangefarbenen Gewändern an den Ghats, den treppenförmigen Uferbefestigungen und meditieren oder rauchen Marihuana in Chillums oder Tonpfeifen.

Manche haben glatt rasierte Köpfe mit einem kleinen Haarbüschel am Hinterkopf, andere lassen sich das Haar nie schneiden und tragen verfilzte Haarschöpfe, die kunstvoll aufgetürmt sind.

Dicke Rauchschwaden wabern umher, Flammen lodern. Der süßliche Duft von Sandelholz liegt in der Luft.

Ghats in Varanasi

Entlang des Ganges, der sich durch Varanasi schlängelt und dort einen ungewöhnlich großen Bogen macht, ziehen sich kilometerlange, stufenartige Uferbefestigungen hin, die Ghats, an denen die Gläubigen im heiligen Wasser des Flusses baden, aber auch die Leichen der Verstorbenen verbrannt werden.

Einige dieser treppenförmigen Bade- und Verbrennungsplätze sind bereits viele Hundert Jahre alt, während andere
neueren Ursprungs sind und nach ihren großzügigen Spendern benannt wurden.

An den Ghats in Varanasi

Besonders sehenswert sind die Scheiterhaufen am Manikarnika Ghat, dem wichtigsten Ghat in Varanasi und Indiens heiligster Ort der Erlösung und Befreiung. Die Leichenfeuer gehen nie aus und tagsüber ist der Verbrennungsplatz ständig
in einen Dunstschleier gehüllt, während man nachts die glühenden Feuer bereits aus weiter Ferne erkennen kann.

Gebetszeremonie am Ganges

Das Dasashvamedha Ghat ist der zentrale und größte Badeplatz in Varanasi. Mehrere wichtige Tempel stehen hier und auf den heiligen Plattformen am Ufer werden regelmäßig Pujas, religiöse Rituale zur Verehrung oder Ehrerweisung abgehalten. Besonders beliebt ist das faszinierende Ganga Aarti Ritual, das zu Ehren der Göttin Ganga jeden Abend nach Sonnenuntergang stattfindet.

Tipps & Infos

Die Ganga Aarti am Dasashvamedha Ghat findet jeden Abend kurz nach Sonnenuntergang statt und dauert ungefähr
45 Minuten. Hunderte von Menschen versammeln sich täglich, um das Ereignis zu verfolgen, deshalb ist es ratsam,
sich frühzeitig einen guten Platz zu sichern. In der Nähe befindet sich der Vishwanath-Tempel mit seinem goldenen
Turm, der ebenfalls einen Besuch wert ist.

Bad im Ganges

Ganges in Varanasi

Der Ganges bzw. die Ganga ist Indiens heiligster Fluss. Er versinnbildlicht Shakti, die weibliche Urkraft des Universums und
ist beschützende Mutter, die Leben spendet und in deren schützenden und läuternden Schoss alles wieder zurückkehrt.

Seit vielen Jahrhunderten bereits hat ein Bad im Ganges eine heilige und kulturelle Bedeutung. Es befreit die Lebenden von ihren Sünden und verspricht den Toten Erlösung.

Hüfttief stehen die Gläubigen dabei im Wasser, blicken in die aufgehende Sonne und füllen ihre hohlen Handflächen mit Wasser, das sie als Weihgabe für die Götter wieder in den Fluss zurückfließen lassen, wobei sie mit ehrfürchtiger Stimme
das berühmte Gayatri Mantra murmeln:

Om Bhur Bhuvasva
Tat Savitur Varenium
Bhargo Devasya Dhimahi
Dhiyo Yo Nah Prachodayat

(Herr, wir erblicken dein Licht, das die drei Welten füllt und bitten, dass dein Glanz unseren Geist erleuchte)

Das Gayatri Mantra ist eine Hymne aus der Rig Veda, einer der vier heiligen Veden der Hindus, den ältesten bekannten religiösen Schriften der Welt.

Varanasi und der Tod

Verbrennungsplatz in Varanasi

Varanasi gilt als Stadt des Gottes Shiva Vishwanath (Herr des Alls) und hat eine ganz besondere Beziehung zu Karma und Tod.

Yamraj, der Todesgott, hat zu Shivas auserwählter Stadt keinen Zugang, sodass jedem, der hier stirbt, Moksha, die Befreiung und Erlösung aus dem leidvollen Daseinskreislauf garantiert wird.

Es heißt, dass sich Shiva im Augenblick des Todes offenbare und dem Sterbenden das Taraka Mantra ins Ohr flüstere bzw. das Mantra von der Überquerung und dafür sorgt, dass der Sterbende vom Zyklus der Geburt und Wiedergeburt erlöst wird und eins wird mit dem Universum.

Deshalb kommen seit mehr als 2.500 Jahren gläubige Hindus aus allen Teilen Indiens nach Varanasi, um hier zu sterben und Moksha zu erlangen. Der Tod ist für jemanden, der in Varanasi stirbt, nichts Schreckliches, weil er sich dank Shivas Segen von einem Fluch in eines der kostbarsten Geschenke des Lebens verwandelt.

Bestattungen in Varanasi

Verbrennungsplätze am Ganges

Varanasi wird auch Mahasmashana genannt, die heiligste aller Bestattungsstätten Indiens. In Seidenbrokat gehüllte Leichen treten auf Bahren aus Bambusstangen ihre letzte Reise durch die engen Gassen der Stadt zu den Verbrennungsplätzen an. Angeführt werden die Trauerzüge von Familienangehörigen und Freunden, die ununterbrochen die Worte Ram Nam Satya Hai (Die Wahrheit ist Gott, Gott ist die Wahrheit) aufsagen. Die Prozessionen enden am Manikarnika oder Harishchandra Ghat, wo die Leichen auf den Scheiterhaufen verbrannt werden und die Asche anschließend dem heiligen Ganges übergeben wird.

Tipps & Infos

Von Varanasi empfiehlt sich ein Ausflug nach Sarnath, wo Buddha nach seiner Erleuchtung in Bodhgaya (Bihar) seine erst Predigt hielt. Neben einem Wildpark, mehreren buddhistischen Tempeln und zahlreichen Klosterruinen gibt es auch zwei Stupas zu besichtigen. Besonders sehenswert ist der 34 m hohe Dhamek Stupa, der angeblich an der Stelle steht, wo Buddha einst predigte. Es verkehren täglich Busse und Sammeltaxis zwischen Sarnath und dem Bahnhof in Varanasi. Weitere Infos erhältst du im Tourist Bungalow (Tel. 05 42 220 66 38, Mo-Sa 10 bis 17 Uhr) am Bahnhof oder hier.

Warst du auch schon einmal in Varanasi? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

Hinweis: Mein Ausflug nach Varanasi war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markenerkennung/Markennennung, persönliche Empfehlungen, werbende Inhalte und/oder Werbelinks*. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.

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